Zypern gehört zum Euroraum. Das bedeutet in der jetzigen Krise: Der Inselstaat kann nicht einfach seine Währung abwerten, um international konkurrenzfähiger zu werden. Hätte Zypern noch sein Zypern-Pfund und würde dieses abwerten, würden Exporte und Dienstleistungen – etwa der Tourismus – im internationalen Vergleich billiger. Dies wiederum würde eine erhöhte Nachfrage im Ausland nach sich ziehen, die Wirtschaft würde sich erholen.
Da diese Option mit der Euro-Gemeinschaftswährung aber nicht besteht, muss die Regierung ein sogenanntes Austeritätsprogramm auflegen: die staatlichen Ausgaben werden massiv gekürzt. So sollen die Staatsschulden stabilisiert werden.
Doch weniger Ausgaben des Staates bedeuten auch weniger Geld in der Binnenwirtschaft. Öffentliche Bau-Aufträge bleiben aus, die Ausgaben der Haushalte sinken z. B. wegen gekürzter Renten. Die Folge: ein Anstieg der Arbeitslosigkeit und ein Einbruch der Wirtschaftsleistung. Der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann sagt gegenüber Radio SRF: «Zypern geht sehr schweren Zeiten entgegen.»
Die Wirtschaft wird förmlich kollabieren
Manche Ökonomen bezeichnen eine solche Situation als Austeritätsfalle. Straumann ist überzeugt: Aus dieser Falle kann der Inselstaat nur entkommen, wenn er aus dem Euro austritt. Denn: «Das Austeritätsprogramm wird drastisch sein, und die Wirtschaft wird förmlich kollabieren in den nächsten drei, vier Jahren.» Auch andere Ökonomen, etwa Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, propagieren den Austritt Zyperns aus dem Euroraum.
De facto habe sich Zypern ja bereits von der Währungsunion getrennt, meint Tobias Straumann. Der tatsächliche Austritt und die Einführung einer neuen Währung wäre da nur noch ein kleiner Schritt. «Wenn Zypern im Euro bleibt, wird es unglaublich schwierig sein, wieder zu Wachstum zurückzufinden», so der Privatdozent an den Universitäten Basel und Zürich. «Das Drinnenbleiben ist auf längere Zeit eigentlich gar keine Option für Zypern – es kommt sowieso nicht gut raus.»