Angst vor einem Sturm auf die Banken: Zyperns Regierung prüft, die Banken der Insel auch noch am Dienstag geschlossen zu halten, um einem Run auf die Geldinstitute zuvorzukommen. Dies berichtete der zyprische staatliche Rundfunk nach einer Kabinettssitzung in Nikosia.
Die Regierung werde die Banken notfalls auch länger schliessen – sollte es im Parlament keine Entscheidung über die umstrittene Sonderabgabe auf sämtliche Bankguthaben der Insel geben, so die Zeitung. Am Montag sind die Banken wegen eines Feiertages geschlossen.
Die Finanzminister der Eurogruppe hatten in der Nacht auf Samstag beschlossen, die zyprischen Bankkunden an der Rettung des wirtschaftlich angeschlagenen Landes zu beteiligen. Sie sollen eine Sonderabgabe von 6,75 Prozent auf Guthaben bis 100‘000 Euro und 9,9 Prozent auf höhere Beträge zahlen.
So sollen geschätzt 5,8 Milliarden Euro zusammenkommen, wie Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem nach der Einigung auf das Hilfspaket in Brüssel sagte. Insgesamt soll das Hilfspaket ein Volumen von bis zu zehn Milliarden Euro haben.
Staatschef «übernimmt Verantwortung»
Für dieses Rettungspaket hat nun Zyperns Präsident Nikos Anastasiades im Fernsehen geworben. Zugleich versuchte er, die Kleinsparer zu besänftigen: «Ich kämpfe weiter dafür, dass die Beschlüsse der Eurogruppe in den nächsten Stunden dahingehend differenziert werden, dass die Auswirkungen auf die Kleinsparer eingeschränkt werden.»
Die Massnahme sei einmalig, so Anastasiades weiter. Die Verluste würden die Zinsen von zwei Jahren kaum übersteigen. Ausserdem würden die Kunden umgehend mit Aktien der betroffenen Banken entschädigt. Treuen Kunden stellte Anastasiades eine weitere Kompensation in Aussicht: Wer sein Geld für die nächsten zwei Jahre im Lande lasse, soll 50 Prozent der verlorenen Summe in Form von Optionen auf die Gewinne aus den vermuteten Gasvorkommen vor der Küste Zyperns erhalten.
Mit teilweise dramatischen Worten warb der Staatschef weiter für die Beschlüsse des jüngsten Eurogruppen-Treffens. Zypern befinde sich im Notstand. Das Land durchlebe seine schlimmste Krise seit der türkischen Invasion und der Teilung der Insel 1974. Anastasiades umriss noch einmal die Alternativen einer ungeordneten Staatspleite oder einer schwierigen, aber kontrollierten Situation, die die Chance auf einen Neubeginn biete.
Er habe sich für das Letztere entschieden – trotz seiner ursprünglichen Zusage, dass die Bankguthaben nicht angetastet würden. Er übernehme dafür die volle Verantwortung.