Bei Reden ist auch wichtig, was nicht gesagt wird: Der neue iranische Präsident Hassan Rohani hatte kein Wort der Unterstützung für seinen syrischen Verbündeten Baschar al-Assad übrig. Und mit keinem Wort leugnete er den Holocaust – ja, er sagte gar nichts gegen Israel in seiner ersten Rede vor der UNO-Vollversammlung. Stattdessen bekannte sich Rohani zur Chemiewaffenvernichtung in Syrien.
Rohani verspricht volle Transparenz
Auch zum umstrittenen iranischen Atomprogramm wurde der Präsident deutlich. Atomwaffen spielten auch künftig keinerlei Rolle in der iranischen Verteidigungsdoktrin, versicherte er. Zwar beharrte Rohani darauf, dass sein Land das Recht habe, Uran anzureichern. Teheran sei aber zu sofortigen Gesprächen über sein Atomprogramm bereit und wolle dabei alle Unsicherheiten mit «völliger Transparenz» ausräumen.
Rohani machte klar, dass es ihm dabei in erster Linie darum geht, die Sanktionen gegen sein Land loszuwerden, die er als brutal bezeichnete. Er habe der Rede von US-Präsident Barack Obama in der UNO-Generaldebatte sehr genau zugehört. Daher sei er überzeugt, man könne mit den USA ins Gespräch kommen – falls sich dort am Ende nicht doch die Kriegshetzer durchsetzten.
Die UNO-Reden von Rohanis Vorgänger, Mahmud Ahmadinedschad, hatten vor Provokationen gestrotzt. Viele Delegationen verliessen jeweils den Saal. Diesmal war auch das anders. Am Ende erntete der neue iranische Präsident Applaus.
Wiederaufnahme der Atomverhandlungen
Trotz Teherans Charmeoffensive wachsen indes die Bäume nicht in den Himmel. Zwar wäre Obama bereit gewesen, Rohani in New York direkt zu treffen – samt einem symbolträchtigen Händedruck. Doch die Iraner lehnten ab. Die Zeit sei nicht reif. Begegnen sollen sich immerhin die Aussenminister. Auch das ist eine Premiere seit über dreissig Jahren. Und nach langer Funkstille werden die Atomverhandlungen wieder aufgenommen – diese Woche in New York, im Oktober dann in Genf.
(aebn;eglc; zila)