- Zahl der Todesopfer steigt auf 39
- IS-Anhänger bekennen sich offenbar zum Anschlag
- Tunis beschliesst als Erstmassnahme u.a. die Schliessung von 80 Moscheen
- Die meisten Opfer sind Briten. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass Schweizer betroffen sind.
Während die Zahl der Toten im tunesischen Badeort Sousse weiter steigt, ist im Internet eine Nachricht der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aufgetaucht. Auf Twitter beansprucht sie die Verantwortung für den Anschlag auf europäische Touristen am Strand.
Ein «Soldat des Kalifats» habe den «abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens» angegriffen, steht in der Mitteilung. Trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen im Touristenort sei es ihm gelungen, 40 Ungläubige zu töten, heisst es weiter.
Ob die Mitteilung echt ist, kann nicht überprüft werden. Sie ähnelt zwar früheren Meldungen des IS, in Tunesien sind aber auch andere islamistische Extremistengruppen aktiv.
Tunis will 80 Moscheen schliessen
Die tunesische Regierung hat derweil in einer nächtlichen Krisensitzung diverse Massnahmen beschlossen. Unter anderem will sie 80 Moscheen schliessen. «Es gibt weiterhin Moscheen, die ihre Propaganda und ihr Gift zum Terrorismus verbreiten», sagte Regierungschef Habib Essid. Diese Moscheen sollten schon innerhalb der nächsten Tage geschlossen werden.
Wir mögen den einen Kampf gewinnen und den anderen Kampf verlieren, aber unser Ziel ist es, den Krieg zu gewinnen
Daneben würden die Sicherheitsbehörden Vereine und Parteien, die «ausserhalb des Verfassungsrahmens stehen», genauer überprüfen und dann entweder verwarnen oder auflösen. Hierbei solle vor allem die Finanzierung überprüft werden. Zum Schutz der Touristen will die Regierung ausserdem Reservisten einberufen.
«Wir mögen den einen Kampf gewinnen und den anderen Kampf verlieren, aber unser Ziel ist es, den Krieg zu gewinnen», sagte Essid. Der Kampf gegen den Terrorismus sei nun eine nationale Aufgabe.
Die meisten Opfer sind Briten
Der Angriff auf das Hotel «Imperial Marhaba» in Sousse - 120 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Tunis – geht nach Angaben von Essid auf das Konto eines tunesischen Studenten. Er wurde von Sicherheitskräften getötet. Nach Angaben von Augenzeugen begann der Überfall am belebten Strand. Dort lagen auch nach Stunden noch Leichen von Urlaubern, von Handtüchern bedeckt.
Nach jüngsten Angaben der Behörden stammen 15 der 39 Todesopfer aus Grossbritannien. Je ein Opfer stammt demnach aus Belgien beziehungsweise Deutschland. Laut dem Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Bern gab es bis zum späten Samstagabend keine Hinweise darauf, dass Schweizer vom Terroranschlag betroffen sind.
Noch in der Nacht zum Samstag trafen hunderte Urlauber am Flughafen von Enfidha zwischen Sousse und Tunis ein, um das Land zu verlassen. Allein in der Nacht gingen 13 Flüge in Richtung Europa. Bis Samstagnachmittag flogen allein britische Reiseanbieter rund 2500 ihrer Landsleute in ihre Heimat zurück. Auch der deutsche Reisekonzern TUI flog in der Nacht zum Samstag bereits 80 Gäste aus, weitere sollten am Wochenende folgen.
«Schwarzer Freitag des Terrorismus»
Neben dem Anschlag in Tunesien war es am Freitag auch in Kuwait und Frankreich zu mutmasslich islamistischen Anschlägen mit vielen Toten gekommen. Arabische Medien sprachen am Samstag von einem «schwarzen Freitag des Terrorismus». Unter anderem schrieb die libanesische Zeitung «An Nahar», dass «die Welt von drei Anschlägen geschockt» sei.
Ob die drei Anschläge in Zusammenhang stehen, war zunächst unklar. Am Montag nächster Woche jährt sich zum ersten Mal, dass die Terrormiliz Islamischer Staat das Kalifat ausgerufen hat.