Die Extremisten der sunnitischen Bewegung Islamischer Staat haben binnen weniger Tage drei Städte im Nordirak erobert und setzen damit die in der Region regierenden Kurden immer stärker unter Druck.
Die Städte Sumar, Sindschar und Wana sowie der Mossul-Staudamm und ein Ölfeld samt Raffinerie seien den Rebellen in die Hände gefallen, berichteten
Augenzeugen und Vertreter der kurdischen Verwaltung.
Die Eroberung des grössten Staudamms des Landes ist von erheblicher strategischer Bedeutung. Sollten die Extremisten die Staumauer sprengen, wäre die nahe gelegene Grossstadt Mossul von einer Flutwelle bedroht, die Zehntausende Menschenleben in Gefahr brächte.
In Sumar hissten die Extremisten auf Gebäuden die schwarze Flagge des Islamischen Staates. In anderen von ihnen eroberten Städten folgten auf dieses Ritual Massenhinrichtungen und die Durchsetzung fundamentalistisch-islamischer Vorschriften. Die früher als Isis bekannte Bewegung Islamischer Staat steht derzeit rund 100 Kilometer vor Bagdad und droht, auch die Hauptstadt einzunehmen.
Kurden fordern Waffen
Die autonome Kurdenregion im Norden Iraks hat die USA um Waffen gebeten, um sich gegen die Kämpfer des Islamischen Staats zur Wehr setzen zu können. Ein entsprechendes Ersuchen sei von einer kurdischen Delegation Anfang Juli in Washington vorgetragen worden, hiess es in Kreisen der kurdischen und der US-Führung. Die USA hätten zugesagt zu prüfen, wie die Verteidigungsfähigkeit der Kurden verbessert werden könne.
Die Kurden erklärten, die US-Militärhilfe sei für einen Erfolg gegen die aus der Al-Kaida hervorgegangene Gruppe von entscheidender Bedeutung. Ihre Kämpfer benötigten unter anderem Panzer, Artillerie und Munition.
Das Material werde nicht nur zum Schutz des Kurdengebietes gebraucht, sondern auch zur Verteidigung der irakischen Flüchtlinge, die sich in die Obhut der kurdischen Peschmerga-Miliz begeben hätten.
Swiss umfliegt Luftraum
Die Fluggesellschaft Swiss umfliegt auch weiterhin den Luftraum über jenen Gebieten im Irak, welche die islamistische Terrorgruppe IS kontrolliert. Der Mutterkonzern Lufthansa verlängerte das Moratorium, das seit Freitag gegolten hatte.
Mehrere internationalen Airlines verzichten aus Sicherheitsgründen und unter dem Eindruck des Abschusses von Flug MH17 über der Ukraine ebenfalls auf Überflüge des Iraks. Die Flugzeiten würden durch die Umleitungen nicht bedeutend länger, teilte der deutsche Lufthansa-Konzern am Sonntagabend mit.
Kurdenregion wird wieder angesteuert
Wieder anfliegen will der Konzern die Destination Erbil im kurdisch kontrollierten Norden des Iraks. Die seit Freitag suspendierten Flüge von Lufthansa und Austrian Airlines würden heute Montag wieder aufgenommen, hiess es.