Carlo Cottarelli soll als neuer Ministerpräsident Italien für die nächsten Wochen oder Monate nicht regieren, sondern vor allem verwalten. Dies ist die Wahl von Staatspräsident Sergio Matteralla, nachdem die Regierung von 5-Sterne-Bewegung und Lega scheiterte.
Carlo Cottarelli ist der Mann mit der Schere. Er hat im Auftrag des ehemaligen Premierministers Enrico Letta die italienische Verwaltung nach Sparmöglichkeiten durchforstet. Cottarelli betont immer wieder, wie wichtig es sei, dass Italien keine zusätzlichen Schulden mache. Genau auf diesen Mann setzt Staatspräsident Mattarella. Ein klares Zeichen Mattarellas an die Finanzmärkte, die Italien in den letzten Tagen für die politische Krise straften. Die Börse war im Sinkflug, während der Risikoaufschlag auf italienischen Staatsanleihen stieg und stieg.
Italien steht vor der Wahl: Euro Ja oder Nein
Das Vertrauen der nervösen Finanzmärkte könnte Cottarelli gewinnen – doch kaum jenes des Parlaments. Fünf-Sterne-Bewegung und Lega dürften ihm das Vertrauen verweigern und damit Neuwahlen erzwingen.
Italien steht so vor einer Wahl, bei der nur ein einziges Thema dominieren wird: soll Italien den Euro behalten oder nicht. In dieser Frage werden sich die Parteien klar positionieren müssen, nachdem sie genau dieser Frage im letzten Wahlkampf noch ausgewichen waren.
Es zeichnet sich ein hartes Ringen ab, eine Schicksalswahl nicht nur für Italien, sondern für die ganze EU. Prognosen sind derzeit noch schwierig. Bisher aber haben Umfragen stets ergeben, dass die meisten Italienerinnen und Italiener nicht zur Lira zurückkehren möchten.