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Japan will aus der Walschutzorganisation austreten. Warum?
Aus SRF 4 News aktuell vom 21.12.2018.
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Jagd oder Artenschutz? «Nicht der direkte Walfang gefährdet die Wale»

Japan will den kommerziellen Wahlfang wieder aufnehmen und erwägt, aus der Internationalen Walfangkomission (IWC) auszutreten. Das Land stört sich am Walfang-Moratorium. Was ein Austritt für die Wale und den IWC bedeuten würde, sagt dessen ehemaliger Präsident Bruno Mainini.

Bruno Mainini

Walfang-Experte

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Bruno Mainini war bis 2016 Präsident der Internationalen Walfangkommission (IWC) und leitet aktuell bei dieser Organisation das Komitee für indigenen Walfang. (Archivbild)

SRF News: Welche Bedeutung hat ein möglicher Austritt Japans aus der IWC?

Bruno Mainini: Er hätte in vielerlei Hinsicht eine grosse Bedeutung. Japan ist ein Land, das noch Interesse am Walfang hat. Beim Verlassen der IWC wäre es nicht mehr an die Rahmenbedingungen der IWC gebunden. Ein Austritt Japans hätte weiter auch finanzielle Auswirkungen. Japan ist ein grosser Beitragszahler. Es würde unter Umständen die ganze Organisation gefährden, wenn diese Beiträge nicht mehr kämen.

Es wäre ein starkes Signal betreffend der Funktionsweise der Kommission: Man verlässt die Organisation und kann selber entscheiden, was man tun will.

Abgesehen vom finanziellen Aspekt: Warum ist es ein Problem, wenn Japan austreten will?

Wenn man die Zahl der Wale anschaut, die allenfalls von Japan gejagt würden, wären das immer noch wenige im Vergleich zu der Anzahl Wale, die durch andere menschliche Aktivitäten ums Leben kommen. Aber es wäre ein starkes Signal betreffend der Funktionsweise der IWC. Man verlässt die Organisation und kann selber entscheiden, was man tun will. Aus unserer Sicht wäre das natürlich sehr bedauerlich.

Japan hat bereits in der Vergangenheit mehrfach mit einem Austritt aus der IWC gedroht. Warum will das Land nun Ernst machen?

Japan hat in den vergangenen Jahren immer wieder Vorstösse unternommen, im Rahmen der IWC gewisse Ausnahmen zu erwirken. Dies gelang aber nicht.

Weshalb ist man nicht auf die Ideen aus Japan eingegangen?

Die Vorschläge waren teilweise recht komplex. Es war nicht ersichtlich, inwieweit sie zum Ende des Moratoriums geführt hätten. Deswegen war es nicht möglich, diese Anträge zu unterstützen.

Was unternimmt die Kommission konkret, um Japans Austritt allenfalls noch zu verhindern?

Grundsätzlich ist jeder Staat souverän. Er kann im Rahmen des Vertrages beschliessen, er wolle nicht mehr dabei sein. Wir haben über 80 Mitglieder. Jedes einzelne Land muss das für sich entscheiden. Für uns wäre es sehr bedauerlich, wenn Japan das Übereinkommen verlassen würde.

Nicht die Jagd, sondern andere menschliche Aktivitäten, insbesondere der Beifang beim Fischfang, die Verschmutzung, Kollisionen mit Schiffen und viele andere Gefahren sind das Hauptproblem.

Welche Auswirkungen hat es auf den internationalen Schutz der Wale, wenn ein wichtiger Player austritt?

Es würde sich erstmal nicht viel ändern. Der direkte Walfang ist nicht das Hauptproblem für den Fortbestand der diversen Walarten, sondern andere menschliche Aktivitäten, insbesondere der Beifang also beim Fischfang, die Verschmutzung, Kollisionen mit Schiffen und viele andere Gefahren. Kurz gesagt: Wenn es um das Überleben gewisser Walarten geht, ist die direkte Jagd nicht mehr das Hauptproblem.

Das Gespräch führte Kevin Capellini.

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