Südkorea schliesst Japan aus der Gruppe seiner bevorzugten Handelspartner aus, wie das südkoreanische Handelsministerium bekannt gab. Dies ist das neuste Kapitel im Handelsstreit zwischen Japan und Südkorea. Damit gilt für Japan kein beschleunigtes Exportverfahren mehr. Seoul beendete zudem ein Geheimdienstabkommen mit Japan.
Im Juli hatte Japan beschlossen, striktere Kontrollen für den Export von Chip- und Display-Bestandteilen nach Südkorea zu verhängen. Südkorea legte diese Entscheidung der WTO vor. Diese hat sich dazu noch nicht geäussert. Im August hatte Japan Südkorea von der sogenannten weissen Liste gestrichen, auch dies ist die Liste mit den bevorzugten Handelspartner.
Zwangsarbeiter und Zwangsprostitution
Bei den Unstimmigkeiten, die mit gegenseitigen Handelsbeeinträchtigungen ausgetragen werden, geht es um etwas ganz anderes. Hintergrund der Massnahmen ist eine Kontroverse über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft auf der koreanischen Halbinsel. Japan besetzte die koreanische Halbinsel von 1910 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
«Während dieser Zeit wurden die Menschen in Südkorea als Zwangsarbeiter brutal ausgebeutet», sagt SRF-Asienkorrespondent Martin Aldrovandi. Auch mussten südkoreanische Frauen in japanischen Militärkasernen als Prostituierte herhalten. Japan nannte sie «Trostfrauen». 1965 bezahlte Japan umgerechnet mehrere hundert Millionen Franken als Entschädigung.
Bis zur Konfiszierung von japanischem Eigentum
Trotzdem hat der oberste Gerichtshof in Südkorea letztes Jahr zwei japanische Konzerne, unter anderem Mitsubishi, zu Schadenersatzzahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter verurteilt. «Der Gerichtsbeschluss geht bis zur Konfiszierung von Eigentum der betroffenen Firmen in Südkorea», sagt Aldrovandi. Japan war empört, denn für Japan ist die Entschädigungsfrage seit 1965 geklärt.
«Aus Sicht der Koreaner ist das Problem nicht gelöst», sagt Aldrovandi. «1965 war Südkorea keine Demokratie, sondern eine Militärdiktatur.» Das Volk habe keinerlei Mitbestimmungsrecht gehabt, was mit dem Geld geschehe. «Das Geld wurde vor allem in den wirtschaftlichen Aufbau Südkoreas gesteckt.» Die Opfer der Zwangsarbeit und Zwangsprostitution bekamen nichts. Deshalb schwele der Konflikt mit Japan bis heute.