Jimmy Carter gestorben - Der gottesfürchtige Erdnussfarmer, der Präsident wurde
1977 wurde Carter Präsident, um den USA Integrität einzuhauchen. Nach seiner Amtszeit gewann er den Nobelpreis – nicht als Politiker, sondern als Mensch, wie er selber sagte.
Jimmy Carter war ein politischer Nobody, als er ins Weisse Haus einzog. Der gottesfürchtige Erdnussfarmer und Gouverneur aus Georgia hatte kandidiert, um die Sitten seines Landes zu heben. Mit Erfolg. Moral war gefragt nach dem Vietnamkrieg und dem Watergate-Skandal.
«Amerika kann besser sein und stärker als vorher. Die jüngsten Fehler mögen uns zurück zu den Prinzipien unserer Nation leiten», versprach Carter bei seiner Amtseinsetzung im Januar 1977.
Vom Wollpullover zum politischen Fehltritt
Doch die Realität holte ihn rasch ein. Die Ölkrise, steigende Preise und Stagnation strangulierten die Wirtschaft. Carter predigte das Energiesparen, rief neue Behörden ins Leben und trug Wollpullover im minimal geheizten Weissen Haus.
Zweite Ölpreiskrise: Endgültiger Einschnitt in Weltwirtschaft
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Nachdem bereits 1973 ein erster Ölpreisschock die Weltwirtschaft durchgeschüttelt hatte, kam es 1979/1980 zu einer zweiten Ölkrise. Damals waren die politischen Unsicherheiten in bedeutenden Ölförderländern im Zuge der islamischen Revolution im Iran der Hauptgrund für die Preissteigerung. Zudem brach im September 1980 der Erste Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak aus, welcher fast acht Jahre andauern sollte.
War vor den beiden Krisen günstiges Öl noch selbstverständlich, wurden danach wegen der Abhängigkeit von Erdöl – insbesondere in den USA und Westeuropa – die Grenzen des Wirtschaftswachstums aufgezeigt. Vor allem die zweite Erdölkrise stellte endgültig den wirtschaftlichen Einschnitt dar, welcher sich als Folge des ersten Preisanstiegs 1973 angekündigt hatte.
Nichts half. 1979 lief das Benzin aus, an den Tankstellen lieferten sich Autofahrerinnen und Autofahrer wüste Szenen. Mitten im Chaos verschwand Carter für zehn Tage von der Bildfläche und meldete sich dann mit einer Moralpredigt an die Nation zurück.
Das Leben des Jimmy Carter in Bildern
Die Energiekrise sei eine Vertrauenskrise, philosophierte der gläubige Baptist am nationalen Fernsehen, und schuld daran sei die Konsumsucht der Amerikanerinnen und Amerikaner. Die Rede ging als politischer Fehltritt in die Geschichte ein.
Den Nahen Osten zur amerikanischen Einflusssphäre gemacht
Eine glücklichere Hand hatte Carter anfänglich in der Aussenpolitik. 1978 gelang es ihm, den Frieden zwischen Israel und Ägypten zu vermitteln – in Camp David. Doch gleichzeitig braute sich ein neues Sturmtief zusammen. Die iranische Revolution und der sowjetische Einmarsch in Afghanistan erweckten den Kriegsfalken in Carter, der nun seine Doktrin verkündete: Jede Intervention einer fremden Macht am Persischen Golf verletze die vitalen Interessen der USA.
Die Carter-Doktrin als aussenpolitische Kehrtwende
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Nachdem die Sowjetunion am Weihnachtstag 1979 in Afghanistan einmarschierte und die islamische Revolution Monate zuvor im Iran endgültig an Fahrt aufgenommen hatte, hielt Jimmy Carter im Januar 1980 eine Rede zur Lage der Nation. Darin verkündete er die Carter-Doktrin.
Carter umschrieb darin, dass die Region um den Persischen Golf von nun an Einflussgebiet der Vereinigten Staaten sei. Man werde gegen jedwede Nation militärisch vorgehen, welche die Interessen der USA im Nahen Osten bedrohten.
Mit der Ausrufung seiner Doktrin machte Jimmy Carter in seiner Aussenpolitik eine bemerkenswerte Kehrtwende, hatte er sich doch eigentlich der Stärkung der Menschenrechte verschrieben. Zudem lieferte er die Räson für die fatale Aufrüstung der Mullahs in Afghanistan bis hin zum präventiven Krieg im Irak, obwohl Carter diesen später als Friedensaktivist klar ablehnte.
Am Ende seiner Amtszeit häuften sich die Missgeschicke und Verhängnisse. Die gescheiterte Geiselbefreiung in Teheran, der Nuklearunfall in Three Mile Island bei Harrisburg im Bundesstaat Pennsylvania und der US-Boykott der Olympischen Spiele in Moskau, der den Westen entzweite.
Abwahl als grosse politische Niederlage
1980 musste Carter schliesslich eine historische Wahlschlappe gegen den Republikaner Ronald Reagan einstecken. Bloss sechs Gliedstaaten wählten ihn wieder. Vom amerikanischen Volk verabschiedete sich Carter höflich.
Zwei Jahre nach seiner Abwahl gründete er zusammen mit seiner Frau Rosalynn das Carter Center, welches zu einem wichtigen globalen philanthropischen Unternehmen anwachsen sollte. Den Friedensnobelpreis nahm Carter 2002 entgegen, als Privatmann, wie er betonte.
Er baue hoffnungsvoll auf das wachsende Einverständnis, dass Friede, Freiheit, Menschenrechte, eine saubere Umwelt und der Rechtsstaat das allgemein akzeptierte Ziel der Gesellschaft seien.
Im Alter noch milder gestimmt
Aus der Politik hielt sich Carter in seinem langen Leben nach der Präsidentschaft vornehmlich heraus. Das Alter stimmte ihn milde – noch milder. Für Donald Trump etwa zeigte Carter nach dessen Wahl viel Verständnis als politisches Greenhorn im Weissen Haus: «Er weiss, er muss viel lernen. Und manchmal muss man hart lernen. Wie ich.»
Auch Jimmy Carter wurde von einer Welle des Unbehagens ins Weisse Haus gespült, als unwahrscheinlicher Kandidat, wenn auch sein Temperament ein ganz anderes war als jenes Trumps. Nun ist der 39. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika verstorben.
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