«Es ist zu spät, um mit US-Wirtschaftssanktionen das Verhalten der Türkei im Nordosten Syriens noch zu beeinflussen», sagt Aaron David Miller vom aussenpolitischen Think Tank Carnegie klar. Die Türkei habe ihre Ziele in Syrien bereits weitgehend erreicht und werde sich nicht mehr zurückziehen.
Zudem seien die US-Sanktionen von Präsident Trump viel zu wenig hart. Nur wenn die USA beispielsweise die Türkei vom US-Finanzsystem ausschliessen würden, würde sich die Türkei bewegen, ist Miller überzeugt.
Er hat früher als Nahost-Unterhändler und -Berater für das US-Aussenministerium gearbeitet. Trump wolle mit seinen Sanktionen bloss dem Kongress zuvor kommen, denn selbst die Republikaner seien wütend darüber, dass Präsident Trump dem türkischen Präsidenten leichtsinnig grünes Licht gegeben hat. In seltener Einmütigkeit haben Republikaner und Demokraten denn auch eigene, härtere Sanktionen angekündigt.
Antwort an den Kongress?
Darauf habe Trump reagiert, sagt auch Peter Rough, Nahostexperte beim konservativen Hudson Institute und Sohn österreichischer Eltern. «Die Sanktionen richten sich schon gegen die Türkei, aber Trump wurde von den Meinungsmachern in Washington unter Druck gesetzt und versucht so, die Politik nicht völlig abzugeben.»
Denn wenn der Kongress beispielsweise auch Sanktionen im Rüstungsbereich beschliesst, würde die Türkei womöglich in die Arme der Russen getrieben, befürchtet Rough. «Das strategische Ziel der USA sollte sein, die Türkei weiterhin im westlichen Kreis zu halten und das Kriegsgeschehen im Norden Syriens zu vermeiden.»
Welche Strategie verfolgt Trump?
Eine eigentliche Strategie kann Miller jedoch in den bisherigen Entscheidungen von Präsident Trump nicht erkennen. Dessen Aussenpolitik werde vor allem durch seine Empfindlichkeiten und innenpolitischen Absichten bestimmt.
Trump scheue aussenpolitische Risiken und es gehe ihm vor allem darum, ein Wahlversprechen einzulösen, den Rückzug von US-Truppen aus endlosen Kriegen.
Trump blende jeweils die Konsequenzen aus, die sein Handeln für Verbündete und Gegner habe. Dieses Mal zahlten die Kurden die Rechnung. Aber so tragisch dies auch sei, der langfristige Schaden, den Trump bei den anderen US-Verbündeten angerichtet habe, sei sehr begrenzt, sagt der frühere Nahost-Unterhändler Miller.
Der überstürzte und unkoordinierte Abzug aus Syrien sei dennoch ein unnötiger Fehler gewesen, sagt Miller. Mit den Sanktionen könne er nicht mehr korrigiert werden.