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Kampf gegen Covid-19 In der EU fehlt es nicht an Impfstoff, sondern an kühlen Köpfen

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Deutschland: Ärger über zu langsamen Impfstart
aus Echo der Zeit vom 06.01.2021. Bild: Keystone
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Die Covid-19-Pandemie drängt sich weiter in unseren Alltag hinein. Das wird noch länger anhalten. Eine dritte Infektionswelle ist absehbar. Gleichzeitig steigt mit jedem Tag die Zahl der Geimpften. Gut so.

Mit stoischer Ruhe, trotz aller Mühen, akzeptieren das Millionen von Bürgerinnen und Bürgern in ganz Europa. Nur Politikerinnen und Politiker scheren aus.

Vorwürfe an «Brüssel»

Vor allem deutsche Gesundheitspolitiker greifen im Einklang mit anderen europäischen Kolleginnen zu einem bewährten Mittel, um von der Realität abzulenken. Sie machen wieder einmal «Brüssel» dafür verantwortlich, dass nicht von heute auf morgen alle Mitbewohnerinnen geimpft sind. Es gebe zu wenig Impfdosen. Die EU habe falsch eingekauft und zu wenig vom Richtigen bestellt.

Es waren allerdings vor ein paar wenigen Wochen die 27 EU- Gesundheitsministerinnen und -minister, welche die Brüsseler Beamten damit beauftragten, genau das umzusetzen, was sie heute beklagen. Denn alle 27 EU-Staaten haben als Auftraggeber beschlossen, gemeinsam Impfdosen bei sechs Pharmaherstellern zu bestellen. Die EU-Kommission war Auftragnehmerin, verhandelte den Preis und kaufte ein.

Zwei Milliarden Dosen für 450 Millionen Einwohner

Die EU-Kommission hatte im Sommer unter 160 potenziellen Impfstoff-Herstellerinnen die vielversprechenden herauszufiltern. Es liegen Lieferverträge vor mit Pfizer/Biontech, Moderna, Johnson&Johnson, CureVac, Sanofi und Astrazeneca. Nach Pfizer/Biontech vor Weihnachten erhielt auch Moderna Anfang 2021 die EU-Zulassung. Dank des Vor-Liefervertrags kann die EU nun die Zahl der bestellten Impfdosen bei Pfizer/Biontech verdoppeln.

Gleichzeitig investierten die EU und die Europäische Investitionsbank mehrere Hundert Millionen Euro in den Ausbau von Produktionskapazitäten für den Impfstoff in Europa. Die EU-Kommission hat objektiv keinen so schlechten Job gemacht.

Den rund 450 Millionen Bürgern in der EU stehen über zwei Milliarden bestellte Impfdosen gegenüber. Es fehlt also nicht an Impfstoff. Es fehlt an Geduld. Bald werden die Produktionskapazitäten der unerhört hohen Nachfrage nach Impfstoffen entsprechen.

Zeit und Geduld sind gefordert

Es fehlt an kühlen Köpfen von maskierten Politikerinnen und Politikern, die nicht schönes Wetter versprechen, wenn immer noch grosse Gewitterwolken am Himmel aufziehen, die ein nächstes Gewitter ankündigen. Es braucht Zeit und Geduld, bis 70 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Europas gegen das Covid-19-Virus geimpft sind. Mit «Brüssel» hat das nichts zu tun.

Charles Liebherr

EU-Korrespondent

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Charles Liebherr ist EU-Korrespondent von Radio SRF. Davor war er unter anderem in der SRF-Wirtschaftsredaktion tätig, später war er Frankreich-Korrespondent. Liebherr studierte in Basel und Lausanne Geschichte, deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft sowie Politologie.

SRF 4 News, 06.01.2020, 21 Uhr

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