Das Wichtigste in Kürze
- Seit sieben Wochen läuft die Offensive der Regierungstruppen und ihrer Verbündeten gegen die IS-Milliz in Mossul.
- Im Norden des Iraks wird heftig gekämpft. Mehr als 900 Zivilisten wurden dabei laut neusten UNO-Angaben getötet.
- Die Nicht-Regierungsorgansiation Conflict Armament Research untersucht, woher die Dschihadisten ihre Waffen haben.
- Seit zweieinhalb Jahren dokumentiert sie Kampfschauplätze, Patronenhülsen und Waffenfunde.
Jede Waffe hat eine Geschichte. Die Geschichten, die David und sein Team beschäftigen, haben alle eines gemeinsam: Sie enden irgendwo in den umkämpften Gebieten des Iraks, in staubigen Strassen, in verlassenen Häusern, in Kirchen, die als Waffenlager missbraucht werden.
Doch wo diese Geschichten beginnen, wo diese Waffen produziert wurden und wie sie an diese Orte gelangt sind – das ist, was David herausfinden will. David heisst nicht wirklich David. Seinen richtigen Namen will er nicht nennen. Zu vielen zwieliechtigen Gestalten sei er in den letzten Monaten begegnet, sagt er.
Zehntausende Waffen dokumentiert
Sobald ein Gebiet vom sogenannten Islamischen Staat (IS) befreit ist, machen er und seine Kollegen sich an die Arbeit: Sie machen Fotos von Waffen, die zurückgelassen wurden, von jedem Einzelteil, jeder Markierung, jeder eingravierten Nummer. 30'000 Waffen haben sie allein im Irak dokumentiert – beauftragt und finanziert von der Europäischen Union.
Ihre Resultate seien ein Abbild des Stellvertreterkriegs im Irak und in Syrien, sagt David. Es seien Waffen aus Beständen der irakischen und der syrischen Armee. Daneben auch chinesische, russische, iranische Rüstungsgüter, Waffen aus den USA und Saudi-Arabien – sämtliche Kriegsparteien tauchen in seiner Datenbank auf.
Rasche Weitergabe
Was David aber wirklich beunruhigt, ist nicht die Herkunft, sondern wie rasch die Waffen in die falschen Hände geraten: In vielen Fällen dauere es weniger als zwei Monate zwischen dem Export aus dem Herstellerland und bis David und sein Team die Waffen in ihren Händen hielten.
Dass dieser Prozess so schnell vor sich geht, ist eine neue Erkenntnis. Aber wirklich überrascht klingt David nicht. Wer Waffen in ein Konfliktgebiet liefere, der müsse damit rechnen, dass er – früher oder später – mit den eigenen Waffen bekämpft werde.