Friedrich Merz präsentierte sich am Dienstagabend beim Weltwirtschaftsforum WEF in Davos selbstbewusst und entschlossen. «Wir liegen in den Meinungsumfragen weit vor allen anderen und sind überzeugt, dass wir gewinnen werden», erklärte er mit Nachdruck. Seine Worte liessen keinen Zweifel daran, dass er fest an einen Wahlsieg in gut einem Monat glaubt.
Wirtschaft im Fokus, ohne klare Massnahmen
Das WEF bot Merz die ideale Bühne, um zentrale Punkte eines möglichen Regierungsprogramms zu skizzieren. An erster Stelle steht für ihn die Wirtschaft. Deutschland schöpfe sein Potenzial nicht aus, so seine Diagnose. Der Hauptgrund: mangelnde Wettbewerbsfähigkeit. «Wir müssen unsere strukturellen Defizite überwinden, vor allem in der Industrie», betonte Merz. Konkrete Massnahmen liess er jedoch offen.
Das Gesprächsformat des WEF schien Merz in die Karten zu spielen, da es keine detaillierten Antworten erforderte. So blieb beispielsweise unklar, ob er eine Reform der Schuldenbremse unterstützen würde – ein Punkt, den Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Rede nur wenige Stunden zuvor angesprochen hatte.
Wohl fordernde Koalitionsverhandlungen
Auch in der Migrationspolitik, einem weiteren Schwerpunkt von Merz, mangelte es an Präzision. «500'000 Menschen sind in den letzten vier Jahren ohne jede Kontrolle nach Deutschland gekommen, das muss sofort gestoppt werden», forderte er. Doch ausser einem Ende des Familiennachzugs nannte er keine weiteren Massnahmen.
Merz ist sich bewusst, dass er für eine Regierungsbildung auf mindestens einen Koalitionspartner angewiesen sein wird. In möglichen Verhandlungen dürfte ihm weitaus mehr Gegenwind entgegenwehen als auf der internationalen Bühne des WEF.