- Ein Tag, nachdem in Belgien ein Fahrzeug in eine Menschengruppe gerast ist, soll laut Angaben der Staatsanwaltschaft geklärt werden, ob die zwei im Auto festgenommenen Menschen unter Alkohol- und Drogeneinfluss standen.
- Beim Unglück vom Sonntag in Strépy-Bracquegnies kamen mindestens sechs Menschen ums Leben, 10 weitere wurden schwer und etwa 27 leicht verletzt.
- Die Todesfahrt hatte sich bei einer Karnevalsveranstaltung ereignet – Hinweise auf eine terroristische Tat gibt es bislang nicht.
Wie es zu diesem Unglück in der Stadt La Louvière gekommen ist, beschäftigt am Tag nach der Katastrophe im Ortsteil Strépy-Bracquegnies die Bevölkerung und die Ermittler.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Sonntagabend sollte heute Montag feststehen, ob die zwei im Auto festgenommenen Menschen unter Alkohol- und Drogeneinfluss standen. Sie kamen nach ersten Ermittlungen vom Tanzen und hatten kurz vor dem Unglück eine dritte Person abgesetzt.
Der Fahrer fuhr nach Angaben des Bürgermeisters der Stadt La Louvière zunächst weiter, konnte dann aber gestoppt werden. Demnach war das Auto mit grosser Geschwindigkeit in die Menschengruppe gefahren.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft betonte, dass es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gebe. Die im Fahrzeug sitzenden Personen kamen aus der Region und wurden festgenommen. Sie waren den Behörden bislang nicht bekannt und sind 1988 beziehungsweise 1990 geboren worden.
Dramatische Szenen
Ein Moderator des belgischen Radiosenders RTL, der an der Karnevalsveranstaltung teilnahm, berichtete von dramatischen Szenen. Seinen Angaben zufolge fuhr das Auto mitten in die Menschenmenge. «Da waren Musik und Gelächter und drei Sekunden später waren es Schreie. Es war schrecklich», zitierte ihn der Sender.
Nach Angaben des Bürgermeisters Jacques Gobert waren am Sonntagmorgen etwa 150 bis 200 Menschen beim «Ramassage des Gilles» dabei gewesen. Dabei wird von Haus zu Haus gezogen, um sich für den Karneval zu sammeln. Zentrale Figur sind dabei die «Gilles», die traditionell Wachsmasken mit aufgemalter Brille und Bärtchen tragen.
Die belgische Innenministerin Annelies Verlinden schrieb auf Twitter, ihr tiefstes Beileid gelte den Familien und Freunden der Getöteten und Verletzten. «Was eine tolle Party werden sollte, wurde zu einem Drama.»
Der belgische Premierminister Alexander De Croo äusserte Anteilnahme und sprach von «schrecklichen Neuigkeiten» aus Strépy-Bracquegnies. Er besuchte am Sonntagnachmittag gemeinsam mit König Philippe und Prinzessin Elisabeth den Unglücksort. «Das hätte nach einer schweren Zeit ein Tag zum Feiern werden sollen», sagte De Croo mit Blick auf die Corona-Pandemie. «Er ist zu einem Tag der Trauer geworden.»
Die Karnevalsaison in La Louvière war erst Anfang März gestartet worden, nachdem strenge Corona-Beschränkungen aufgehoben worden waren. 2020 und 2021 hatte der Karneval wegen Corona ganz ausfallen müssen.