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Kathedrale bald zugänglich Kritik an Idee eines Eintritts für Notre-Dame in Paris

Im Dezember wird der renovierte Sakralbau nach fünfeinhalb Jahren wieder eröffnet. Jetzt sorgt ein brisanter Vorschlag für Gesprächsstoff in Frankreich.

Darum geht es: Frankreichs Kulturministerin Rachida Dati denkt laut darüber nach, für den Besuch der Kathedrale von Notre-Dame in Paris fünf Euro Eintritt zu verlangen. Der Vorschlag sorgt im Nachbarland für grossen Wirbel. Notre-Dame ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Paris, bis zu 14 Millionen Menschen besuchen sie jedes Jahr. Seit dem verheerenden Grossbrand im April 2019 ist sie geschlossen. Am 7. Dezember soll sie, frisch renoviert, ihre Tore wieder fürs Publikum öffnen.

Kathedrale Notre-Dame: Der Brand und die Bilder danach

Hohe Kosten: Mit den Einnahmen aus dem Notre-Dame-Eintritt von bis zu 75 Millionen Euro pro Jahr könnten Erhalt und die Renovierung anderer Sakralbauten finanziert werden, argumentiert Dati. Damit würde Notre-Dame alle Kirchen von Paris und Frankreich retten, so die Kulturministerin in einem Interview mit «Le Figaro». Bislang war der Eintritt in das Meisterwerk der Gotik kostenlos – mit Ausnahme der Türme. Frankreich verfügt über rund 50'000 historische Sakralbauten, die auch unterhalten werden müssen. Es wird geschätzt, dass ein Zehntel von ihnen in schlechtem Zustand ist und dringend renoviert werden müsste. Deshalb wäre das Geld aus Paris eigentlich hochwillkommen.

Besuch des Fraumünsters kostet

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Innenraum der Fraumünster-Kirche mit Bänken und Buntglasfenstern.
Legende: Keystone/Alexandra Wey

In Zürich ist im Jahr 2016 eine Eintrittsgebühr von fünf Franken für das Fraumünster eingeführt worden. Grund war der stetig wachsende Besucherandrang. An manchen Tagen wollten bis zu 2000 Touristen in die Kirche, um schnell die berühmten Chagall-Fenster zu fotografieren und das Gebäude gleich wieder Richtung Reisebus zu verlassen. Das Ziel, durch weniger Touristen Ruhe in die Kirche zu bringen, sei mit der Eintrittsgebühr erreicht worden, sagt Hans Dölle heute. Er war früher Vizepräsident der Kirchenpflege des Fraumünsters und hatte die Einführung des Eintrittspreises mit initiiert.

Kirche will nicht: Die Diözese von Paris erteilte dem Vorschlag Datis allerdings eine Absage. Der Eintritt in Kirchen und Kathedralen der katholischen Kirche in Frankreich sei und bleibe kostenfrei, hiess es. Eine der Hauptmissionen der Kirche sei es, alle Menschen bedingungslos aufzunehmen, unabhängig von ihrer Religion oder ihrem Glauben, ihren Ansichten und finanziellen Mitteln. Auch sei der Wiederaufbau von Notre-Dame ja durch Spenden zustande gekommen, argumentiert die Diözese.

Trennung von Kirch und Staat: In Frankreich garantiert die Verfassung die Trennung von Kirche und Staat («Laïcité»), es gilt der freie und offene Zugang zum Gottesdienst für alle. Das bedeutet, dass es in Frankreich grundsätzlich verboten ist, ein Eintrittsgeld für eine Kirche zu verlangen. Deshalb müsste wohl das Gesetz geändert werden, damit für den Besuch von Notre-Dame Eintritt verlangt werden dürfte. Doch es darf bezweifelt werden, dass dieses für Frankreich staatstragende Prinzip wegen Notre-Dame nun fallen könnte, sagt SRF-Korrespondent Philipp Scholkmann.

Andere Vorschläge: Im unter klammen Staatsfinanzen leidenden Frankreich wird nun diskutiert, welche anderen Wege es gäbe, um den Unterhalt von Sakralbauten zu finanzieren. Und da gibt es durchaus Möglichkeiten: Etwa, den Zugang zur Kathedrale grundsätzlich gratis zu lassen, für die Besichtigung bestimmter Teile der Kirche aber Eintritt zu verlangen – wie das etwa bei der Basilika von Saint-Denis im Norden von Paris der Fall ist. Oder dass um freiwillige Spenden gebeten wird. Ein dritter Vorschlag möchte die Kurtaxe für Hotelübernachtungen in Paris anheben und dieses Geld für den Unterhalt der Sakralbauten benutzen.

SRF 4 News aktuell, 29.10.2025, 06:40 Uhr ; 

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