Sigmar Gabriel wird nicht für die Sozialdemokraten ins Rennen um die Kanzlerschaft steigen. Stattdessen schlägt der SPD-Chef den früheren EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz als Spitzenkandidat vor. Ein nachvollziehbarer Entscheid, sagt Deutschland-Korrespondent Adrian Arnold.
SRF News: Weshalb tritt SPD-Parteichef Sigmar Gabriel nicht als Kanzler-Kandidat an?
Adrian Arnold: Offiziell hat sich Sigmar Gabriel noch nicht zu den Gründen geäussert. Was man vermuten kann: Er hat erkannt, dass er in den Umfragewerten nicht nur weit hinter Angela Merkel zurückliegt, sondern auch hinter mehreren anderen Spitzenpolitikern – unter anderem Martin Schulz. Die SPD liegt klar hinter der Union, und seine Person wird daran nichts ändern können. Es ist eine späte Einsicht, aber immerhin ist es eine Einsicht.
Warum ist Sigmar Gabriel denn so unbeliebt?
Gabriel muss seit vier Jahren einen Zickzack-Kurs fahren. Das Amt des Wirtschaftsministers ist in vielen Punkten nicht vereinbar mit dem des SPD-Chefs, der für «einfache Arbeiten» und Gewerkschaften einsteht.
Gabriel empfiehlt nun Martin Schulz als Kanzler-Kandidaten. Hat dieser eine Chance?
Das ist schwierig zu sagen. Schulz geniesst in Deutschland eine grosse Akzeptanz, weil er einer der wenigen war, der sich bei der Türkei-Frage klar geäussert und Recep Erdogan in die Schranken gewiesen hat.
Gabriel muss seit vier Jahren einen Zickzack-Kurs fahren.
Andererseits war Schulz in den vergangenen Jahren in Brüssel und damit weit weg von der deutschen Innenpolitik. Was man allerdings klar sagen kann: Sigmar Gabriel hätte sicher keine Chance gegen Angela Merkel gehabt.
Das Gespräch führte Catherine Weyer