Eine alltägliche Szene in Jordanien: Ein alter Mann kommt mit seinen zwei Enkeln zum Büro des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Amman. «Wir wollen alle zurück nach Syrien», sagt er. «Aber niemand garantiert uns, dass uns nichts angetan wird.»
Und so wird der Mann das tun, was nahezu alle seine Landsleute in Jordanien bisher getan haben: Er wird bleiben und keine Rückkehr wagen. Dabei sei es sein grösster Wunsch, in seine Heimat zurückzukehren. Weil er sich hier so fremd fühle. Aber den Meldungen von Wiederaufbau traue er einfach nicht.
Nur Krankheiten und Angst
Eine junge Syrerin, die ebenfalls aus dem UNHCR-Büro kommt, erzählt, sie sei kürzlich mit dem Bus über die jordanische Grenze in ihre alte Heimat zurückgekehrt.
In ihrem Dorf ausserhalb von Damaskus habe sie vor allem Angst gespürt, und viele schwerkranke Leute gesehen. Ihr Fazit: Als Witwe und Mutter von drei Töchtern könne sie vorläufig noch nicht in ihre kriegsversehrte Heimat zurückkehren.
Keine Zehntausend Rückkehrer
Laut einer Umfrage des Flüchtlingshilfswerks wollen 13 Prozent der Flüchtlinge irgendwann zurück nach Syrien. Aber viele wissen nicht, ob ihr Haus noch steht, oder ob es Wasser und Strom gibt.
Zusätzlich abschrecken dürfte sie jetzt auch der Winter. Laut der jordanischen Regierung sind erst rund 7000 syrische Flüchtlinge seit letztem Oktober zurückgekehrt. Noch immer verbleiben damit aber weit über 600'000 in Jordanien.
Zerstörung, Traurigkeit und alltäglicher Kampf
Der Druck auf sie, das Land zu verlassen, ist hier bisher weniger stark als im Libanon. Das bestätigt Ola Omar, die in einem Kinderflüchtlingsprojekt arbeitet.
Die 23-jährige kommt selbst aus Syrien und kennt die Angst – auch aus dem eigenen Bekanntenkreis. Ein Teil davon lebt noch in Syrien. Andere sind zurückgekehrt.
Allesamt berichteten sie von viel Traurigkeit in ihren zerstörten Heimatgemeinden. Und von einem Leben, das nur aus dem Kampf ums Überleben bestehe.
Millionen wollen vorerst nicht zurück
Ola Omar will aber nicht nur deshalb nicht nach Syrien zurückkehren. Mit ihrer alten Heimat verbindet sie den Tod und schlechte Erinnerungen. Ihre Cousins seien in ihrem Elternhaus umgebracht worden. Dorthin wolle sie nicht zurück.
Und so wie Ola Omar geht es den meisten der mehr als fünf Millionen Menschen, die aus Syrien geflohen sind und in der Region Zuflucht gefunden haben. Deshalb wird sich ihre Zahl vermutlich auch nicht so schnell verringern.