Darum geht es: Eine Recherche von BBC-Journalisten hat ein kriminelles Netzwerk in Kenia aufgedeckt, das mit Babys handelt. Die teils Neugeborenen werden den Müttern gestohlen oder abgekauft und an kinderlose Paare im Land weiterverkauft – zum Teil für umgerechnet wenige Hundert Franken. Jetzt hat die Regierung eine Untersuchung eingeleitet. Dabei kam es zu ersten Verhaftungen – auch von Personen aus dem Gesundheitsbereich.
So gingen die Täter vor: Die Kinder wurden den Müttern – viele von ihnen sind drogenabhängig, obdachlos oder alkoholabhängig – gestohlen oder für wenig Geld abgekauft. «Auch jene, die den Müttern die Kinder kidnappten, sind häufig obdachlos oder drogenabhängig – sie leben vom Geld, das sie für die Kinder beim Weiterverkauf bekommen», sagt die in Kenia lebende, freie Journalistin Bettina Rühl.
Auch Entbindungsstationen machten mit: Manche Kinder wurden den Müttern direkt nach der Entbindung weggenommen oder sie wurden ihnen von den Geburtshelferinnen für wenige Franken abgekauft. Das sei oftmals in den Wellblechhütten passiert, in denen die obdachlosen Frauen entbinden, so Rühl. Doch auch offizielle Kliniken sind beteiligt: «Manche Kinder werden von den Müttern dort zurückgelassen», sagt die Journalistin. Sie würden dann teils von Angestellten weiterverkauft.
Das sind die Käufer der Babys: Der soziale Druck für Paare in Kenia, Kinder zu haben, sei extrem gross, sagt Rühl. Deshalb gebe es im Land quasi einen natürlichen Nährboden für Kinderhandel. Entsprechend sind in Kenia viele Paare bereit, für ein Baby Geld zu bezahlen. Dabei seien vor allem Jungs gefragt, denn Söhne würden in Kenia als wertvoller angesehen als Töchter.
Bekanntes Problem in Kenia: Es gebe immer wieder Berichte über den Handel mit Kindern oder Babys in Kenia, so Rühl. Allerdings sei der vorliegende Fall durchaus aussergewöhnlich: «Dass auch Personen aus dem Gesundheitswesen beteiligt sind, macht ihn besonders.» Entsprechend sei der Fall auch breit von den kenianischen Medien aufgenommen worden.
Das unternimmt die Regierung: Bislang wurden sieben mutmasslich an dem Babyhandelsring Beteiligte verhaftet, was medienwirksam anlässlich einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde. Dort hätten die Behördenvertreter geschworen, dass die Kinder in Kenia geschützt seien. «Doch warten wir mal ab, ob der Ermittlungseifer anhält – ob die Netzwerke tatsächlich zerschlagen werden und Leute verurteilt werden», sagt die Journalistin Rühl.