Darum geht es: Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat die Staatschefs von Mali, Niger, Burkina Faso, Mauretanien und Tschad in die Stadt Pau in den Pyrenäen eingeladen. Thema des Treffens ist der Kampf gegen islamistische Extremistengruppen wie dem Islamischen Staat (IS) oder Al-Kaida. Die Zahl der Angriffe durch Extremisten in der Sahelzone hat sich laut der Denkfabrik «Africa Center for Strategic Studies» jedes Jahr verdoppelt. 2019 waren es rund 700.
Bekenntnis zur französischen Militärpräsenz: «Präsident Macron ist der Meinung, dass der französische Einsatz in gewissen Sahelstaaten nicht genügend geschätzt wird», sagt Rudolf Balmer, SRF-Mitarbeiter für Frankreich. Seit 2014 hat Frankreich rund 4500 Soldaten in den Sahelländern stationiert; dabei sind bereits 34 Soldaten ums Leben gekommen. Die Aufforderung Macrons, sich hinter das französische Engagement zu stellen und dazu die Einladung nach Pau in Frankreich sei von manchen Staaten fast als Vorladung aufgefasst worden, sagt Balmer.
Politischer Kurswechsel: In Pau haben sich nun Frankreich und die verbündeten afrikanische Länder darauf geeinigt, gemeinsam den Kampf auf das besonders gefährdete Grenzgebiet zwischen Mali, Burkina Faso und Niger zu konzentriert. Die fünf Länder der Region billigten ausdrücklich, dass Frankreich militärisch dort weiter engagiert bleibt. Bei der Anti-Terror-Mission «Barkhane» stehen rund 4500 französische Soldaten im Einsatz. «Wir haben keine Wahl. Wir brauchen Resultate», sagte Macron nach dem Treffen. Er will weitere 220 Soldaten entsenden. Die neue «Koalition für das Sahelgebiet» bildet eine neue gemeinsame Kommandostruktur, um dschihadistische Angriffe in der unsicheren Region zu beenden.
Antikolonialistische Animositäten: Am vergangenen Freitag hat in Bamako, der Hauptstadt von Mali, eine Demonstration stattgefunden. Bei dieser wurde nicht nur der Abzug französischer Truppen, sondern aller internationaler Truppen aus der Sahelzone verlangt. Dies, obwohl – wie Balmer vermutet – es 2014 ohne die Unterstützung französischer Truppen in Mali den Islamisten tatsächlich gelungen wäre, die Hauptstadt Bamako einzunehmen. Trotz der militärischen Hilfe seien die antikolonialistischen Ressentiments gegen Frankreich gross. Dass sich die Extremisten in der Sahelzone ausbreiten können, hat damit zu tun, dass es ihnen gelingt, die regionalen ethnischen Spannungen für sich zu instrumentalisieren.
Zusätzliche Partner gefragt: Macron will auch verstärkt andere Staaten zum Kampf gegen den Terrorismus im Sahel auffordern. Deutschland schlug bereits zwei Mal den Einsatz europäischer Spezialeinheiten ab. Mitziehen wollen offenbar lediglich Estland, Belgien, Dänemark und Tschechien. Macron will insbesondere EU-Staaten in die Pflicht nehmen, deshalb waren EU-Ratspräsident Charles Michel und UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zum Dinner in Pau eingeladen. Hingegen erwägen die USA laut der «New York Times», in Westafrika eingesetzte Spezialeinheiten zu vermindern oder abzuziehen.