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König Felipes TV-Ansprache «Viele hatten versöhnlichere Worte erwartet»

Felipe hat mit seiner Rede den Konflikt um die Unabhängigkeit Kataloniens weiter angeheizt. Dieser Meinung ist Julia Macher.

  • Der spanische König Felipe hat in einer Fernsehansprache die katalanische Regionalregierung in Barcelona kritisiert. Sie habe demokratische Prinzipien zerschlagen und die Gesellschaft gespalten. Es seien sehr «ernste Momente für die spanische Demokratie».
  • Carles Puigdemont, der Chef der katalanischen Regionalregierung, kündigte gegenüber der BBC inzwischen an, dass die Ausrufung der Unabhängigkeit kurz bevorstehe. Seine Regierung werde Ende der Woche oder Anfang der nächsten Woche handeln.

SRF News: Hat man so scharfe Worte von König Felipe VI. erwartet?

Julia Macher: Nein. Viele hatten vom König eigentlich versöhnlichere Worte erwartet, wie etwa eine Aufforderung zum Dialog, um Barcelona wieder an den Verhandlungstisch zu bringen – gerade vor dem Hintergrund der Polizeieinsätze vom Sonntag und der massiven Demonstration dagegen. Dass er so vehement die harte Linie der spanischen Regierung verteidigt, hat viele hier überrascht.

Das hat die Wogen zwischen Madrid und Barcelona wohl kaum geglättet?

Nein. In Barcelona gingen kurz nach der Rede überall Menschen an die Fenster, auf die Balkone, trommelten auf Töpfe, um ihren Ärger kundzutun. Es gab auch politische Reaktionen: Barcelonas Bürgermeisterin bedauerte, dass der König mit keinem Wort die 800 Verletzten bei den Polizeieinsätzen am Sonntag erwähnte. Auch aus dem Baskenland kam Kritik. Zustimmung für seine Rede erhielt Felipe vor allem von der liberalen Bürgerpartei Ciudadanos. Die Partei stammt aus Katalonien und ist eine der vehementesten Gegnerinnen der Unabhängigkeit.

Dass der König so vehement die harte Linie der spanischen Regierung verteidigt, ist ungewöhnlich.

Der König besitzt keine politische Macht. Welches Gewicht hat sein Wort?

Die Reden des Königshauses werden in enger Abstimmung mit der spanischen Regierung geschrieben. Der König könnte mit seiner Ansprache den Weg für weitere Massnahmen gegen die Separatisten bereitet haben; zum Beispiel für die Aufhebung der katalanischen Autonomie oder vielleicht auch für die Amtsenthebung bestimmter Politiker der Regionalregierung, etwa des Präsidenten Carles Puigdemont. Als Staatsoberhaupt hat der König eigentlich eine Vermittlerrolle inne. Aber dass er die harte Linie der spanischen Regierung so vehement verteidigt, ist ungewöhnlich und habe ich so auch noch nie erlebt.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

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