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Kongo im Krisenmodus Was der «Rohstoff-Fluch» für Arbeitssklavinnen im Kongo bedeutet

Für einen Hungerlohn leisten sie Schwerstarbeit – und werden dabei noch sexuell missbraucht.

Unter den saftig grünen Hügellandschaften des Kongo liegt ein Vermögen: Gold, Diamanten und seltene Erden stellen die edelsten Schätze des zentralafrikanischen Landes dar. Doch nicht alle profitieren von diesem Reichtum. Während international tätige Rohstoffunternehmen mit der Förderung und dem Verkauf der Rohstoffe Milliardengewinne erzielen, leidet das Land und die Bevölkerung unter Korruption und Gewalt.

Auch die sechs Frauen in der Schule der Minenstadt Rubeia sind vom «Rohstoff-Fluch» betroffen. Wir treffen die 18- bis 25-jährigen Frauen auf einer Bank vor der Dorfschule. Zwei von ihnen tragen ein Kind auf der Brust. Auf den ersten Blick ein harmonisches Bild – bis eine der Frauen ihre Geschichte erzählt: «Wir werden gezwungen, das Erz aus den Minen in Säcken ins Tal zu tragen. Jeden Tag, den ganzen Monat lang – ohne Pause», sagt Sophia.

Hunderte Franken für ein Kilogramm Koltan

Sie meint damit die seltene Erde Koltan (siehe Infografik). Diesen Rohstoff holen die Männer wie Maulwürfe aus den engen Stollen in den umliegenden Hügeln heraus. Bis zu fünf Kilometer tief führen die Löcher in den Berg. Für ihr mühsames Tagwerk erhalten die Mineure umgerechnet 3 Franken. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren wurde für ein Kilogramm der seltenen Erde auf dem Weltmarkt bis zu 400 Franken bezahlt. Verwendet wird das Metall bei der Produktion von medizinischen Implantaten oder Kondensatoren für Mobiltelefone.

Noch schlechter bezahlt als die Männer sind die sechs Frauen vor der Dorfschule: Sie bekommen für die Schlepperei der 25-Kilo-Säcke ins zehn Kilometer entfernte Dorf täglich 50 Rappen. Die Arbeit sei so anstrengend, dass sie mittlerweile nicht mehr selbstständig aufwache und sich nur noch unter Schmerzen aus ihrem Bett erheben könne, sagt Sophia.

Die wahre Qual beginnt für Sophia aber erst nach der Arbeit. «Für meinen Lohn muss ich jeden Tag betteln. Meist sagt der Chef, dass ich das Geld nur dann erhalte, wenn ich mit ihm schlafe. Weil ich keine andere Wahl habe – zu Hause warten meine hungrigen Kinder – schlafe ich nach dem langen Arbeitstag noch mit dem Chef und bekomme danach endlich meinen Lohn.»

Für meinen Lohn muss ich jeden Tag betteln. Meist sagt der Chef, dass ich das Geld nur dann erhalte, wenn ich mit ihm schlafe.
Autor: Sophia

Die Geschichte von Sophia ist kein Einzelfall. Sexuelle Gewalt gehört im Land, das in den vergangenen 30 Jahren von Bürgerkriegen erschüttert wurde, zum Alltag. Schätzungen der UNO zufolge werden allein im Ost-Kongo jährlich gegen 15'000 Frauen vergewaltigt. In einigen Fällen wurden die Frauen dabei vor den Augen ihrer eigenen Ehemänner und Kinder geschändet.

Zur Anzeige gelangen die meisten sexuellen Übergriffe aber nicht. Zu gross ist die Angst der Opfer, von der Dorfgemeinschaft oder der Familie verstossen zu werden. Darüber hinaus handelt es sich bei den mutmasslichen Tätern meist um einflussreiche Männer im Dorf. Somit werden die Arbeitssklavinnen nicht nur Opfer einer Vergewaltigung, sondern auch Opfer einer korrupten und willkürlichen Justiz.

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