Die Big-Tech-CEOs Jeff Bezos, Tim Cook, Sundar Pichai und Mark Zuckerberg hatten kein leichtes Spiel. Die Mitglieder der Kartellrechtskommission des Abgeordnetenhauses untersuchen die Marktmacht der Digital-Unternehmen seit einem guten Jahr. Sie waren informiert, vorbereitet und in Angriffsstimmung.
«Warum stiehlt Google die Inhalte ehrlicher Geschäftspartner?», wollte der Vorsitzende David Cicilline gleich zu Beginn wissen. Der 59-jährige demokratische Abgeordnete aus Rhode Island hat es sich zur Aufgabe gemacht, Big Tech an die Kandare zu nehmen.
Das sei eine falsche Darstellung, entgegnete Sundar Pichai. Google unterstütze Kleinunternehmen – 1.4 Millionen insgesamt – mit einem Marktvolumen von über 380 Milliarden Dollar. Doch der umtriebige demokratische Abgeordnete liess nicht locker und zitierte Zeugenaussagen von Unternehmen, die sich von Google geschädigt fühlen.
Bezos schliesst Fehler nicht aus
Auch Jeff Bezos von Amazon wurde regelrecht gegrillt. Amazon behandle Dritthändler auf Amazon unfair, missbrauche ihre Daten, um Konkurrenzangebote aufzubauen, was Bezos natürlich von sich wies. Allerdings gab er erstmals zu, einzelnes Fehlverhalten nicht völlig ausschliessen zu können.
Bei Facebook standen die Übernahmen von Instagram und WhatsApp in der Kritik. Bei Apple waren es unfaire Praktiken gegenüber App-Anbietern in Apples App-Stores – CEO Tim Cook kam indes während der Anhörung etwas glimpflicher davon als die anderen drei CEOs.
Unfaires Marktverhalten?
Die Vorwürfe sind vielfältig. Im Kern geht es darum, dass die Big-Tech-Unternehmen zu Quasi-Monopolisten angewachsen sind und andere Marktteilnehmer schädigen, indem sie Wettbewerb im Keim ersticken, ihnen anvertraute Daten für eigene Zwecke missbrauchen oder Zulieferer erpressen.
Die CEOs wiesen die Vorwürfe unfairen Marktverhaltens allesamt von sich und betonten, dass sie für sie der Kundennutzen immer an erster Stelle stehe. «Kunden-Besessenheit», nannte es Bezos. Die vier Unternehmen haben zusammengerechnet ein Marktkapital von fast 5 Billionen Dollar.
Washington macht Druck
Das Klima in Washington für die Big-Tech-Firmen ist rau geworden. Die Demokraten sehen in ihnen gefährliche Monopole, die die US-Wirtschaft bedrohen. Die Republikaner sehen in ihnen primär eine Maschine, die die Redefreiheit von Konservativen einschränkt und mit China verdächtige Geschäfte abwickelt.
Auch das Justizministerium und die Behörde für Konsumentenschutz und Wettbewerb untersucht derzeit die Marktmacht der Big-Tech-Unternehmen. Striktere Regulierungen oder eine Reform des Wettbewerbrechts könnten mittelfristig folgen – der politische Wille dazu ist in Washington jedenfalls am Wachsen.