- Auch in diesem Sommer hat Russland wiederholt die zivile Infrastruktur angegriffen – etwa zentrale Heizkraftwerke.
- Das hat Folgen für die Zivilbevölkerung, da jetzt die kalte Jahreszeit vor der Tür steht.
- Zwar hat der Bund im August die Prognose für Flüchtende aus der Ukraine nach unten korrigiert, zugleich plant er aber für den Fall einer Fluchtwelle im Herbst.
Anfang Jahr rechnete das Staatssekretariat für Migration SEM mit 25'000 Menschen, die aus der Ukraine in die Schweiz flüchten. Mittlerweile plant der Bund mit 17'500 Gesuchen für den Schutzstatus S bis Ende Jahr. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Bund bei der Vergabe strenger geworden ist.
Laut SEM-Sprecher Samuel Wyss gibt es einen weiteren Grund. So zeigten die Analysen des Staatssekretariats für Migration, dass der Krieg in der Ukraine noch über Monate oder Jahre anhalten dürfte, während sich die Frontlinien aber nicht signifikant oder nur sehr langsam verändern würden.
Szenario: Grosse Geländegewinne für Russland
Eben weil in der Ukraine ein brutaler Abnützungskrieg läuft, in dem die Fronten festgefahren sind, sinkt also die Zahl der Gesuche. Weniger Menschen werden neu vertrieben. Allerdings hat Russland zuletzt in vielen Bereichen der Front die Oberhand und macht Geländegewinne. Aus diesem Grund würden sich Bund und Kantone auch auf ein Szenario vorbereiten, in dem Russland grosse Geländegewinne macht – oder die Versorgung in der Ukraine zusammenbricht.
Sollte das Szenario eintreten, gehen wir von bis zu 35'000 Schutzgesuchen im Jahr 2024 aus.
«Wenn in den kalten Wintermonaten aufgrund von Bombardierungen in weiten Teilen der Ukraine zum Beispiel der Strom ausfällt oder Gasleitungen zerstört werden, wird auch die Schweiz stärker betroffen sein», sagt Wyss vom SEM. Das Szenario sei derzeit wenig wahrscheinlich, doch sollte es trotzdem eintreten, dann «gehen wir von bis zu 35'000 Schutzgesuchen im Jahr 2024 aus». Die Zahl der Ukrainerinnen und Ukrainer in der Schweiz würde innerhalb weniger Wochen um 50 Prozent ansteigen – auf etwa 100'000, so Wyss weiter.
Hoffen auf neue Welle der Solidarität
Eine grosse Herausforderung für alle, auch die Kantone, die die Betroffenen im Falle eines Falles sehr schnell unterbringen müssten. Die Behörden hoffen in diesem Fall auf eine neue Welle der Solidarität in der Bevölkerung. Denn dann müssten landesweit wieder Turnhallen in Notunterkünfte umgebaut werden.
Beim Bund heisst es: Das Szenario sei wenig wahrscheinlich. Aber man wolle vorbereitet sein.