«Unsere Luftabwehr ist Weltklasse», sagt Lana Nusseibeh. Doch die UNO-Botschafterin der Vereinigten Arabischen Emirate muss gleichzeitig einräumen, dass ihr Land wohl nachrüsten werde. Die Emirate seien mit Washington darüber im Gespräch, wie das Abwehrarsenal noch verbessert werden könne, sagte sie diese Woche im Interview mit CNN.
Kriegstote in Abu Dhabi
Schuld an der Verunsicherung sind die Huthi-Rebellen in Jemen. Deren Raketenangriff vor einer Woche auf eine US-Militärbasis in Abu Dhabi wurde von den US-Streitkräften zwar abgewehrt. Ein Drohnenangriff der Huthis eine Woche zuvor aber forderte in Abu Dhabi drei Todesopfer.
Das ist besorgniserregend für den erfolgsverwöhnten und superreichen Ölstaat in der Golfregion, dessen Geschäftsmodell es ist, mitten in einer zerrütteten Region eine entspannte Zone für Business und Wellness von Gutbetuchten zu sein.
Schon nach dem ersten Angriff warnte der Militärsprecher der jemenitischen Rebellen, die Emirate und auch die internationalen Firmen dort würden wieder zur Zielscheibe. Warum aber diese plötzliche Eskalation? Zuvor hatten die Huthis mit ihren Drohnen vornehmlich Saudi-Arabien provoziert, das in Jemen die Militärkoalition gegen die Huthis anführt.
Emirate unterstützen Huthi-Gegner
Der Grund dafür, dass sich die Huthis nun plötzlich auch auf die Emirate eingeschossen haben, liegt im südlichen Jemen und der dortigen Kriegsfront. Dort erleiden die Huthis im Kampf gegen ihre Gegner gerade Rückschläge. «Wir haben eine Schlacht gewonnen. So geht das weiter bis zum Sieg», sagt ein Offizier in die Kamera eines Nachrichtenkanals.
Er gehört zu einer Miliz, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten hochgerüstet wurde. Sie ist die Speerspitze der Gegenoffensive, die in den vergangenen Wochen im Süden Jemens schnell vorankam.
Die Huthis kontrollieren seit bald acht Jahren die Hauptstadt Sanaa und fast den gesamten Norden Jemens. Letztes Jahr waren die islamistischen Rebellen aus dem Norden am Rand der Provinz Marib und weiter südlich noch auf dem Vormarsch. Das aber sind Gebiete, die über die historische Einflusssphäre der Huthis weit hinausgehen – Gebiete mit anderer Konfession, anderen Stammeszusammenhängen.
Gegner der Huthis im Aufwind
Mit ihrem Vormarsch dorthin haben die Huthis den Bogen offenbar überspannt. Ihre Gegner fanden zu neuer Schlagkraft und die Emirate halfen ihnen dabei. Ob daraus ein grosser Sieg wird, wie sich das der Offizier erhofft, ist allerdings fraglich. Denn die Huthis sind äusserst kampferprobt. Die islamistische Bewegung wirkt so, als lebe sie eigentlich vor allem für den Kampf.
«Gefolgsleute Gottes» nennen sich die Huthis selbst. Inzwischen ist eine Generation herangewachsen, die nie etwas anderes als Krieg und Konflikt gekannt hat. Und trotz neuer Energie bleibt die vielstimmige Front der Huthi-Gegner zersplittert und zerstritten.
Das weiss auch UNO-Botschafterin Nusseibeh. Das Ziel sei es, die Huthis militärisch so weit unter Druck zu setzen, dass sie gesprächsbereit würden, sagt sie. Doch ob es gelingt, die Huthis an den Verhandlungstisch zu bomben?
Schon seit sieben Jahren läuft die Militäroffensive unter der Regie der Saudis und Emiratis gegen die Huthis. Erreicht hat sie bis jetzt vor allem, dass die Huthis immer stärker in die Arme Irans getrieben wurden. Dem Land, das die ideologisch und konfessionell verwandten Rebellen aus dem Norden Jemens immer intensiver zu unterstützen begann.
Ein politischer Kompromiss ist noch immer nicht in Sicht. Nur das Leiden geht weiter.