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Flüchtlings-Reportage von der ungarisch-ukrainischen Grenze
Aus 10 vor 10 vom 03.03.2022.
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Krieg in der Ukraine Peter Balzli: «Die Solidarität in Ungarn ist überwältigend»

Nebst der grossen und pragmatischen Unterstützung, welche die ukrainischen Flüchtlinge in den Nachbarstaaten erhalten, gibt es auch Berichte über rassistische Vorfälle. So erzählen etwa afrikanische und indische Studentinnen und Studenten, dass man sie teils nicht nach Ungarn oder nach Polen hereingelassen habe. Andere berichten, man habe sie von ukrainischer Seite an der Ausreise gehindert.

SRF-Korrespondent Peter Balzli, der derzeit an der ungarisch-ukrainischen Grenze ist, hat dort keine Zeugen von solchen Vorfällen gefunden, wie er im Interview sagt. Im Gegenteil, er erlebt eine überwältigende Solidarität der Ungarinnen und Ungarn.

Peter Balzli

Österreich- und Osteuropa-Korrespondent

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Peter Balzli hat Wirtschaft und Medienwissenschaften in Bern und Berlin studiert. Danach absolvierte er die Ringier-Journalistenschule und begann 1995 beim SRF zu arbeiten. Bevor er zwischen 2001 und 2013 als SRF-Korrespondent aus Paris und London berichtete, arbeitete Balzli 2000 bis 2001 als Delegierter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. Seit 2016 ist Peter Balzli Österreich- und Osteuropa-Korrespondent.

SRF News: Ungarn gilt ja gemeinhin als kritisch gegenüber Flüchtlingen. Wie nehmen Sie die Hilfsbereitschaft der Ungarinnen und Ungarn wahr?

Peter Balzli: Die Hilfsbereitschaft hier in diesen Tagen ist schlicht und ergreifend überwältigend. Überall, wo Flüchtlinge ankommen, stehen Helferinnen und Helfer in grosser Zahl bereit. Die Flüchtlinge werden mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt. Diese Leute haben ja nach einer überstürzten Flucht oft wenig dabei. Kritiker sagen jetzt, die Hilfsbereitschaft habe vielleicht mit den bevorstehenden Wahlen zu tun. Doch die Solidarität, die ich hier sehe, ist nicht politisch. Das ist Nächstenliebe, die überwältigend ist.

In den sozialen Medien war in den letzten Tagen zu lesen, dass diese Solidarität an der ukrainischen Grenze aber nicht für alle Menschen auf der Flucht gelte. Was ist da aus Ihrer Sicht dran?

Ich stehe hier in der Nähe der Grenze in Fehérgyarmat. Alle Flüchtenden werden hier in der Turnhalle registriert, es sind auch recht viele Afrikaner hier. Ich habe mit ihnen gesprochen, kein einziger hat mir ein negatives Erlebnis berichtet. Sie alle sagten, wir sind ohne Probleme durchgekommen. Aber ich war natürlich nicht auf der anderen Seite der Grenze, ich kann also nicht sagen, was auf der ukrainischen Seite der Grenzen geschieht. Aber hier in Ungarn hat mir niemand über Probleme berichtet.

Rassistische Vorfälle sind wohl Einzelfälle

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Der schwarze Student Jean-Jacques, der aus der Ukraine geflohen ist, bekräftigt rassistische Vorfälle an der Grenze: «Ich kann das bestätigen. Die Soldaten an der Grenze haben mir gesagt, wir müssten bleiben. Wir dürften nicht vor dem Krieg fliehen – auch wir Ausländer müssten kämpfen. Und insbesondere wir Schwarzen». Es dürften wohl aber eher Einzelfälle sein. Amnesty International sagt, man habe Kenntnis von solchen Vorfällen – im Moment könne man diese aber weder dementieren, noch bestätigen.

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Student Jean-Jacques: «Die Soldaten sagten uns, wir dürfen nicht vor dem Krieg fliehen. Insbesondere wir Schwarzen»
Aus Tagesschau vom 03.03.2022.
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Ist Ungarn denn auch gerüstet, wenn die Zahl der flüchtenden Menschen, die in Ungarn Zuflucht suchen, weiter zunehmen sollte?

Ich glaube, man muss da realistisch sein: Kein Land der Welt ist für das, was jetzt kommt, gerüstet. In den letzten Tagen sind ja schon über hunderttausend Menschen aus der Ukraine nach Ungarn gekommen. Das hat bisher gut geklappt. Kein Land ist also auf so etwas vorbereitet. Aber ein Land, ein Volk kann sich aufraffen. Und das tun die Ungarn.

Soeben wurde bekannt, dass das grösste Hotel im Land in Budapest in eine Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurde. Dort werden in Zukunft Flüchtlinge leben, das zeigt, was die Ungarn im Moment leisten. Ob das in der Zukunft reicht, hängt auch davon ab, wie viele Menschen noch kommen. Aber ich glaube, so wie es im Moment aussieht, werden die Ungarn alles tun, um diese Menschen hier zu unterzubringen, oder ihnen die Weiterreise zu ermöglichen.

Das Gespräch führte Claudio Spescha.

Tagesschau, 03.03.2022, 12:45 Uhr ; 

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