Juliette Touma vom UNO-Kinderhilfswerk Unicef kann die schrecklichen Bilder hungernder Kleinkinder nicht mit letzter Gewissheit zuordnen, die letzten Monat auftauchten. Es gibt keine unabhängige Bestätigung, dass sie aus Gutha stammen.
Aber Touma kann bestätigen, dass die Versorgungskrise in dem Gebiet unmittelbar östlich der syrischen Hauptstadt Damaskus gross ist. Die Unterernährung ist die naheliegende Folge.
Nur wenige Hilfskonvois kommen durch
«Vor ein paar Tagen war es erstmals überhaupt seit einem Monat wieder möglich, etwas Hilfe zu bringen», sagt Touma. Ein Konvoi sei in zwei kleine Orte im Gebiet Gouta eingelassen worden. Vor Ort hätten die Kollegen gesehen, dass die Bedürfnisse immens seien.
Trotz des Vormarschs der syrischen Regierungstruppen und ihrer Verbündeten in fast allen Landesteilen ist das kleine Gebiet östlich von Damaskus noch immer Rebellengebiet.
Mehrheitlich islamistische Kämpfer verschiedener Gruppierungen halten sich dort verschanzt. Sie versuchen dem Bombardement der Assad-Truppen zu trotzen, kämpfen aber auch immer wieder gegeneinander.
Keine Rücksicht auf Zivilisten
Das Regime belagert das rund 15 Kilometer lange und breite Gebiet seit vier Jahren. Es schnürt Ghuta von der Versorgung ab, um die Rebellen in die Knie zu zwingen. Es ist dies eine Taktik des Aushungerns, die auch anderswo in Syrien zur Anwendung kam. Rücksicht auf eingeschlossene Zivilisten wird keine genommen.
Fast eine halbe Million Menschen sollen in Ghuta noch ausharren. Seit Jahren bemüht sich die UNO Monat für Monat beim Regime Assad um Bewilligungen für Hilfslieferungen. Doch nur ein Bruchteil davon wird tatsächlich bewilligt.
Vereinbarung ohne Wirkung
Ghuta gehört zu jenen Zonen, in denen die Kämpfe gemäss den Vereinbarungen zwischen Russland, Iran, der Türkei und dem Assad-Regime im Prinzip reduziert werden sollen.
Doch der Beschuss und die Belagerung gehen offensichtlich weiter. Selbst Schulen und Kindergärten seien Ziel der Angriffe, berichtet Unicef. Die Rebellen ihrerseits schiessen zurück. Der UNO bleibt nicht viel mehr, als die Belagerung von Zivilisten und deren Beschuss zu verurteilen.
Kinder leiden ganz besonders
«Noch immer haben wir in Syrien keinen stabilen Zugang zu ungefähr zwei Millionen Kindern», sagt Unicef-Vertreterin Touma. Sie leben in belagerten Gebieten wie Ghuta oder in Gebieten, in denen immer noch gekämpft wird. Auch andernorts werde die Nahrungsmittel-Hilfe erschwert.
«Doch das darf nicht sein», sagt die Unicef-Sprecherin. Einmal mehr appelliert sie an alle Seiten im seit mehr als sechs Jahre dauernden syrischen Konflikt, die Zivilbevölkerung zu schützen. Und ganz besonders die Kinder.