Zum Inhalt springen

Kriegspläne im Gruppenchat Trump-Berater Mike Waltz: Habe die Chatgruppe gebildet

Es sei peinlich, sagte Waltz in einem Interview. Er wisse nicht, wie die Journalistennummer in sein Handy gekommen sei.

Das ist passiert: Der Journalist Jeffrey Goldberg ist versehentlich einem vertraulichen Gruppenchat der US-Regierung hinzugefügt worden. In diesem Chat auf der Signal-App haben Regierungsmitglieder wie Vizepräsident J.D. Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth und Aussenminister Marco Rubio hochsensible Militärpläne diskutiert – darunter konkrete Angriffspläne gegen die radikal-islamische Huthi-Miliz im Jemen. Trumps Sicherheitsberater Mike Waltz hat in einem Fernsehinterview in der Nacht auf Mittwoch die volle Verantwortung übernommen.

Dann war Goldberg sicher, dass der Chat echt war

Box aufklappen Box zuklappen

Zwei Stunden vor dem Start der Angriffe am 15. März postete Verteidigungsminister Pete Hegseth detaillierte Angaben zu Zielen, Waffensystemen und dem zeitlichen Ablauf der Operation. Kurz darauf begannen Luftschläge gegen Huthi-Stellungen.

Als die ersten Explosionen gemeldet wurden, war Goldberg eigenen Angaben zufolge überzeugt, dass die Unterhaltung real war. Er verliess sie wenig später unaufgefordert. Rückfragen zu seiner Anwesenheit gab es seinem Bericht zufolge nicht.

Das sagt Waltz: Zum Nachrichtensender Fox News sagte er, er selbst habe die Gruppe gebildet. Das sei peinlich. Wie die Nummer des Journalisten in sein Handy und dieser dann in die Gruppe gekommen sei, wisse er aber nicht, sagte Waltz. Vielleicht sei ein Kontakt in seinem Adressbuch im Handy mit einer anderen Nummer abgespeichert gewesen. Er habe den Goldberg, den Chefredaktor des Magazins «The Atlantic», den er einen Trump-Hasser, Abschaum und Verlierer nannte, nie getroffen oder eine Textnachricht geschickt. Techniker würden dem auf den Grund gehen.

Zwei Männer in einem Büro mit gelben Vorhängen.
Legende: Michael Waltz und Donald Trump im Oval Office am 7. März 2025. REUTERS/Leah Millis

So reagiert das Weisse Haus: In dem Gruppenchat über die verschlüsselte Messenger-App Signal seien weder geheime Informationen geteilt noch «Kriegspläne» besprochen worden, schrieb Sprecherin Karoline Leavitt auf der Plattform X. Leavitt zufolge haben hochrangige Regierungsmitarbeitende klare Leitlinien erhalten, wie sie auf verschiedenen Plattformen möglichst sicher und effizient kommunizieren können. Die Regierung prüfe derzeit, wie Goldbergs Telefonnummer versehentlich dem Gruppenchat hinzugefügt worden sei.

Das sagt Trump: Der US-Präsident wies vor Waltz' TV-Interview die Vorwürfe gegen sein Team zurück und nahm insbesondere Waltz in Schutz. Er spielte die Sicherheitspanne herunter. Es seien keine geheimen Informationen im Chat ausgetauscht worden. Stattdessen verunglimpfte Trump das Magazin als gescheitert und den Journalisten als «Widerling». Signal wiederum sei eine App, «die viele Leute benutzen» und die Vorwürfe gegen Waltz seien ungerecht. «Er ist ein sehr guter Mann, und er wird weiterhin gute Arbeit leisten.»

US-Regierung.
Legende: J.D. Vance (untere Reihe links), Marco Rubio (untere Reihe Mitte) und Pete Hegseth (obere Reihe dritter von rechts) sollen im Chat gewesen sein. REUTERS/Brian Snyder

Das sagen Sicherheitsexperten: Sicherheits- und Rechtsexperten werten den Vorfall als hochbrisant. Die Rede ist von einem «fahrlässigen» und «entsetzlichen» Umgang mit sicherheitsrelevanten Informationen. Dafür gelten in den USA eigentlich strikte Vorschriften. Das gilt umso mehr für konkrete Pläne zu Militäreinsätzen im Ausland. Die Nutzung der App Signal ist laut «Atlantic» innerhalb der Regierung grundsätzlich nicht für den Austausch vertraulicher oder klassifizierter Inhalte zugelassen.

«Atlantic»: Signal-App nicht für vertrauliche Infos zugelassen

Box aufklappen Box zuklappen

Üblicherweise gibt es strenge Regularien dazu, wie die Regierung mit vertraulichen und streng geheimen Informationen umzugehen hat, die die nationale Sicherheit betreffen. Das gilt umso mehr, wenn es sich um eine aktive Planung für einen Militärschlag im Ausland handelt.

Die Signal-App ist laut «Atlantic» von der US-Regierung generell überhaupt nicht für den Austausch vertraulicher Informationen zugelassen. Und für Informationen zu konkreten Plänen für militärische Aktionen gelten besonders strikte Vorgaben.

Spitzenbeamte bei Anhörung: Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard und CIA-Direktor John Ratcliffe sahen sich am Dienstag vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats scharfen Nachfragen der Opposition ausgesetzt. Sie blieben vage, versicherten aber, dass keine Geheimnisse im Chat besprochen wurden. Dem demokratischen Senator Mark Warner platzte schliesslich der Kragen. Es könne nicht beides stimmen – dass keine vertraulichen Informationen ausgetauscht worden seien und gleichzeitig jede Auskunft über die Inhalte verweigert werde.

Tiefe Verachtung für Europa

Box aufklappen Box zuklappen

Für Empörung sorgten auch abschätzige Bemerkungen im Chat gegenüber Europa. So wird etwa Vizepräsident J.D. Vance im Artikel mit den Worten zitiert: «Ich hasse es einfach, Europa wieder aus der Klemme zu helfen.» Ein weiterer Teilnehmer, bei dem es sich um Hegseth handeln soll, antwortet: «Ich teile voll deine Abscheu vor den europäischen Schmarotzern. Das ist erbärmlich.»

Ein Ziel der massiven US-Luftangriffe auf Huthi-Stellungen Mitte März war nach US-Angaben, die Schifffahrtswege wieder sicherzumachen. Der Nutzer, der Vance sein soll, äusserte daran zunächst Zweifel: Nur drei Prozent des US-Handels liefen über den Suezkanal, während der europäische Anteil bei 40 Prozent liege. Die amerikanische Öffentlichkeit könne den Einsatz womöglich nicht nachvollziehen.

Vance und Hegseth spielten in dem Chat darauf an, dass Europa davon profitiere, wenn die USA die Schifffahrtswege im Nahen Osten sicherten. Auch Trump teilte später auf Nachfrage die Einschätzung, dass Europa schmarotze – allerdings nicht in einem Geheimchat, sondern ganz offen, bei einem Pressetermin.

Holen Sie sich SRF News in Ihr Whatsapp

Box aufklappen Box zuklappen

Die wichtigsten und spannendsten News jetzt bequem auf Whatsapp – einmal morgens (Montag bis Freitag), einmal abends (die ganze Woche): Abonnieren Sie hier den SRF-News-Kanal auf Ihrem Smartphone.

SRF 4 News, 24.3.2025, 21:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel