Das ist passiert: Der Journalist Jeffrey Goldberg ist versehentlich einem vertraulichen Gruppenchat der US-Regierung hinzugefügt worden. In diesem Chat auf der Signal-App haben Regierungsmitglieder wie Vizepräsident J.D. Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth und Aussenminister Marco Rubio hochsensible Militärpläne diskutiert – darunter konkrete Angriffspläne gegen die radikal-islamische Huthi-Miliz im Jemen. Trumps Sicherheitsberater Mike Waltz hat in einem Fernsehinterview in der Nacht auf Mittwoch die volle Verantwortung übernommen.
Das sagt Waltz: Zum Nachrichtensender Fox News sagte er, er selbst habe die Gruppe gebildet. Das sei peinlich. Wie die Nummer des Journalisten in sein Handy und dieser dann in die Gruppe gekommen sei, wisse er aber nicht, sagte Waltz. Vielleicht sei ein Kontakt in seinem Adressbuch im Handy mit einer anderen Nummer abgespeichert gewesen. Er habe den Goldberg, den Chefredaktor des Magazins «The Atlantic», den er einen Trump-Hasser, Abschaum und Verlierer nannte, nie getroffen oder eine Textnachricht geschickt. Techniker würden dem auf den Grund gehen.
So reagiert das Weisse Haus: In dem Gruppenchat über die verschlüsselte Messenger-App Signal seien weder geheime Informationen geteilt noch «Kriegspläne» besprochen worden, schrieb Sprecherin Karoline Leavitt auf der Plattform X. Leavitt zufolge haben hochrangige Regierungsmitarbeitende klare Leitlinien erhalten, wie sie auf verschiedenen Plattformen möglichst sicher und effizient kommunizieren können. Die Regierung prüfe derzeit, wie Goldbergs Telefonnummer versehentlich dem Gruppenchat hinzugefügt worden sei.
Das sagt Trump: Der US-Präsident wies vor Waltz' TV-Interview die Vorwürfe gegen sein Team zurück und nahm insbesondere Waltz in Schutz. Er spielte die Sicherheitspanne herunter. Es seien keine geheimen Informationen im Chat ausgetauscht worden. Stattdessen verunglimpfte Trump das Magazin als gescheitert und den Journalisten als «Widerling». Signal wiederum sei eine App, «die viele Leute benutzen» und die Vorwürfe gegen Waltz seien ungerecht. «Er ist ein sehr guter Mann, und er wird weiterhin gute Arbeit leisten.»
Das sagen Sicherheitsexperten: Sicherheits- und Rechtsexperten werten den Vorfall als hochbrisant. Die Rede ist von einem «fahrlässigen» und «entsetzlichen» Umgang mit sicherheitsrelevanten Informationen. Dafür gelten in den USA eigentlich strikte Vorschriften. Das gilt umso mehr für konkrete Pläne zu Militäreinsätzen im Ausland. Die Nutzung der App Signal ist laut «Atlantic» innerhalb der Regierung grundsätzlich nicht für den Austausch vertraulicher oder klassifizierter Inhalte zugelassen.
Spitzenbeamte bei Anhörung: Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard und CIA-Direktor John Ratcliffe sahen sich am Dienstag vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats scharfen Nachfragen der Opposition ausgesetzt. Sie blieben vage, versicherten aber, dass keine Geheimnisse im Chat besprochen wurden. Dem demokratischen Senator Mark Warner platzte schliesslich der Kragen. Es könne nicht beides stimmen – dass keine vertraulichen Informationen ausgetauscht worden seien und gleichzeitig jede Auskunft über die Inhalte verweigert werde.