Im Saal des Kremls brach Jubel aus, als Präsident Putin und die Vertreter der lokalen Regierung der Krim vor fünf Jahren jenen Vertrag unterzeichneten, welcher die Krim zu einem Teil Russlands erklärte. Die Umfragewerte von Putin schnellten in ganz Russland in die Höhe. Die Annexion der Krim-Halbinsel wurde selbst von einzelnen Vertretern der russischen Opposition befürwortet.
Ein teurer Coup von Putin
Auch ein Jahr nach der Annexion betrachteten 67 Prozent der russischen Bevölkerung die Annexion der Krim als Gewinn für das Land. Doch in der Zwischenzeit hat sich dies geändert. Laut neuesten Umfragen sank der Wert auf 39 Prozent.
Erklären lässt sich diese Entwicklung damit, dass die Russen in der eigenen Tasche zu spüren bekommt, wie teuer der scheinbare geopolitische Coup von Wladimir Putin zu stehen kommt. Seit 2014 investierte Russland umgerechnet 15 Milliarden Franken auf der Krim.
4 Milliarden kostete alleine der Bau einer Brücke zwischen der annektierten Halbinsel und dem südrussischen Festland. Die übrigen Milliarden wurden in Infrastruktur und Sozialversicherungen auf der Krim investiert. Die Halbinsel ist auf die Subventionen angewiesen. 69 Prozent des Budgets stemmt Moskau und damit auch die russischen Steuerzahler.
Wirtschaftliches Wachstum halbiert
Der ehemalige stellvertretende Finanzminister Russlands, Sergej Alexaschenko, schätzt die Kosten im Interview mit SRF jedoch höher: «Diese Berechnungen sind aus meiner Sicht nicht vollständig: Wegen der Annexion stagniert die russische Wirtschaft heute faktisch. So wächst die Wirtschaft noch zwei statt vier Prozent. Über fünf Jahre gerechnet, verlor Russland deswegen zehn Prozent an Wirtschaftswachstum.»
Neben den Direktzahlungen an die Krim brachten die Sanktionen der USA und der EU aus Sicht des Experten die russische Wirtschaft ins Taumeln. Alexaschenko macht dazu einen Vergleich: «In keinem anderen vom Öl-Markt abhängigen Land gibt es eine solche Stagnation wie in Russland. Die Annexion der Krim und die Situation in der Ostukraine sind die Ursache für die Lage der russischen Wirtschaft.»
Bevölkerung wird zur Kasse gebeten
Das russische Ministerium für Wirtschaftsentwicklung schätzte Ende des vergangenen Jahres den Schaden der Sanktionen auf umgerechnet über 6 Milliarden Franken. Dabei ist der weitaus grösste Schaden für die russische Stahl- und Metallindustrie entstanden.
Auch wenn kurz- bis mittelfristig die politische Bilanz für Präsident Putin positiv gewesen sein mag, zieht der schwere wirtschaftliche Schaden kaum spurlos an ihm vorbei. Die Feiern zum fünften Jahrestag der Annexion fielen im Vergleich zu den Vorjahren in Russland überraschend bescheiden aus.
Ein Ende der Ausgaben ist derweil nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: Finanzexperte Alexaschenko rechnet mit steigenden Kosten: «Je länger die aktuelle Situation anhält, umso stärker sind die negativen Auswirkungen für die russische Wirtschaft und umso höher der Preis». Dafür zur Kasse gebeten, werde die Bevölkerung.