SRF News: Wie wird Katar nach der Isolierung durch seine Nachbarn nun versorgt?
Eckart Woertz: Katar ist bei den Nahrungsmitteln zu 90 Prozent auf Importe angewiesen. Die Landlieferungen sind nun unterbrochen, sie werden auf den Luft- und Seeweg ausweichen müssen. Katar ist auf dem Luftweg weiterhin erreichbar, bloss über andere Routen als bisher. So kommt es zwar zu Verspätungen, Lieferungen sind aber möglich. Viele Güter, wie Weizen, werden zudem übers Meer nach Katar gebracht. Das ist weiterhin möglich.
Hat die Blockade Auswirkungen auf die Bauarbeiten für die Fussball-WM 2022?
Derzeit ist das reine Spekulation – aber ich vermute, dass es momentan kaum Auswirkungen hat. Der Seeweg ist offen, auch über den Luftweg ist Katar mit Einschränkungen erreichbar. Der Nachschub nach Katar wird darum jetzt nicht zusammenbrechen. Es wird bloss komplizierter und teurer, ihn zu organisieren.
Wie geht es nun weiter?
Ich glaube nicht an ein Worst-Case-Szenario, dass etwa auch die Seewege blockiert werden. Allerdings ist das Signal der Golfstaaten recht deutlich, es kommt erhebliche Verärgerung zum Ausdruck: Katars Nachbarn wollen diesmal ein paar Taten und Opfer sehen. Diese könnten etwa darin bestehen, dass gewisse Zahlungen an Gruppierungen eingestellt oder die Unterstützung für gewisse Medien wie Al Jazeera zurückgefahren werden. Katar ist nur ein kleiner Staat und will um jeden Preis verhindern, dass die im Land stationierten US-Truppen ihre wichtige Basis in die Vereinigten Arabischen Emirate verlegen. Auch sind die Möglichkeiten für Katar sehr limitiert: Iran ist kein alternativer Partner zur Anbindung an den Golf-Kooperationsrat und an die USA. Deshalb wird Katar wohl einlenken.
Das Gespräch führte Monika Glauser.