Es ist enorm schwierig, hartnäckige journalistische Recherchen zu finanzieren. «Es reicht nicht, guten Journalismus und hochwertige Inhalte anzubieten», beklagte neulich auf einer Tagung des International Press Institute IPI – dem auch SRF angehört – Bilal Randaree.
Er kam ursprünglich aus der Finanzwelt. Heute leitet er einen Investitionsfonds für Medien: «Einfach etwas aufzubauen und dann zu hoffen, dass das Geld schon irgendwie fliesst, ist illusorisch» ist er überzeugt.
Geschäftsmodell: Finanzierung durch Spenden
Rar sind die Stimmen jener, die an eine klassische Journalismusfinanzierung am Markt, also durch Leserinnen und Leser sowie Anzeigen glauben. Fast neunzig Prozent der Einnahmen der rumänischen Videoplattform «Recorder» stammten von Spendern, von Einzelpersonen, Firmen und Stiftungen.
«Wir haben zum Glück einen sehr loyalen und vor allem breiten Spenderkreis, fast zehntausend Geldgeber», erzählt etwa Alina Paduraru: So sei man nicht von ein paar wenigen abhängig. Um das aufzubauen, habe sie viel gelernt von Hilfswerken mit reichen Erfahrungen diesbezüglich.
Selber Geld investieren oder Querfinanzieren
Der Senegalese Hamadou Tidiane Sy wiederum setzte zunächst – und teils bis heute – auf Selbstausbeutung: «Ich habe als freischaffender Journalist gearbeitet und als Ausbildner – und das so verdiente Geld steckte ich in meine Webseite Westaf News.» Noch immer lautet seine Maxime: Die Kosten so tief halten wie irgend möglich.
Tidiane Sy sagt ebenfalls: «Auch in Senegal könnte ich an Inserateeinnahmen gelangen. Dazu müsste ich mich gut stellen mit einflussreichen Politikern. Der Preis wäre also, Gefälligkeitsjournalismus zu bieten und mich und meine Equipe kaufen zu lassen.»
Ein anderes Geschäftsmodell praktiziert Juliana Mori von Infoamazonia in Brasilien: «Recherchierjournalismus ist nur ein Standbein von mehreren. Daneben bieten wir Ausbildungen und Trainings an und helfen anderen Organisationen beim Aufbau von Netzwerken.» Rentabel sind primär letztere Aktivitäten. Mit ihnen wird der Journalismus querfinanziert.
Verkauf von Rechercheergebnissen
Ganz anders ist die Ausgangslage für Ron Nixon, der bei der globalen Nachrichtenagentur AP die Investigativabteilung leitet. Dort gilt das Rechercheteam als Start-Up, als Neugründung, die nicht sofort rentieren muss. «Das ist auf die Schnelle kaum möglich. Wir alle wissen, dass diese Form von Journalismus teuer, extrem teuer ist.» Dennoch müsse man auch hier zumindest mittelfristig Geld verdienen. Allerdings gelingt das kaum mit Journalismus allein.
Hingegen verkauft AP inzwischen Rechercheergebnisse und gesammelte Daten an ganz unterschiedliche Kunden, spezifisch für sie aufbereitet. Und was auch hilft: AP ist eine Genossenschaft; sie muss zwar schwarze Zahlen, aber keine überhöhten Gewinne schreiben.
Kritischer Journalismus auch in autoritären Ländern
All die Erfahrungen zeigen: Es gibt verschiedene Wege zum Ziel. Bloss keine einfachen. Selbst in wohlhabenden Ländern können oder wollen sich immer weniger Zeitungsverleger oder Sendeanstalten Investigativjournalismus leisten. In ärmeren Ländern ist es noch schwieriger.
Und in autoritär regierten kommt massiver politischer Druck hinzu. Gerade dort also, wo eine ernstzunehmende Opposition und eine gut organisierte Zivilgesellschaft fehlt, ist kritischer, aufdeckender Journalismus besonders wichtig. Beziehungsweise: wäre er besonders wichtig. Es gibt ihn, jedoch nur in hart erkämpften Nischen.