Die Gefechte in der nordsyrischen Grenzstadt Kobane tobten die ganze Nacht. Am Morgen verkündeten Aktivisten, die kurdischen Kämpfer hätten einen erneuten Angriff der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zurückgeschlagen.
Peschmerga beteiligten sich noch nicht an Kämpfen
Das berichtete der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London, Rami Abdel Rahman. Eine am Freitag eingetroffene Gruppe irakischer Peschmerga-Kämpfer beteiligte sich demnach noch nicht an den Kämpfen.
Laut der Beobachtungsstelle, die ihre Angaben aus einem Netzwerk von syrischen Aktivisten bezieht, erhielten die IS-Einheiten Verstärkung aus den syrischen Provinzen Aleppo und Raka.
Schwere Waffen für Kobane
Am späten Freitagabend waren etwa 150 Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak in Kobane eingetroffen, um die Verteidiger der Stadt zu unterstützen. Die kurdischen Kämpfer waren in mehreren Bussen und Militärfahrzeugen von der türkischen Stadt Suruc über die Grenze gefahren. Der Konvoi wurde von türkischen Soldaten eskortiert. Am Strassenrand jubelten hunderte Kurden den Kämpfern zu. Für ihren Kampf gegen den IS haben die Peschmerga auch schwere Waffen mitgebracht.
Zuvor hatten Kampfflugzeuge der internationalen Koalition Stellungen der IS bei Kobane angegriffen. Das US-Militär erklärte, in den vergangenen zwei Tagen seien vier IS-Stellungen getroffen worden. Dabei starben laut der Beobachtungsstelle zufolge allein am Freitag 21 IS-Kämpfer, darunter ein Däne. Auf der Seite der kurdischen Selbstverteidigungskräfte (YPG) gab es demnach 15 Tote.
In den letzten drei Tagen sind bei Kobane mindestens hundert IS-Kämpfer getötet worden. Damit steigt die Zahl seit Beginn der Gefechte Mitte September auf über 570 getötete Dschihadisten. Insgesamt kamen fast 1000 Menschen ums Leben, meldete die Beobachtungsstelle.
Türkei tut sich schwer mit den Kurden
Bereits am Donnerstag hatte sich eine Vorhut von zehn Peschmerga nach Kobane durchgeschlagen, um ihre Strategie mit den Kurden abzusprechen, die bisher die Stadt in Sichtweite der türkischen Grenze verteidigt haben. Es ist aber unklar, ob die Kurden mit der Verstärkung durch die eher kleine Peschmerga-Gruppe gegenüber dem IS die Oberhand gewinnen können.
Die Regierung in Ankara hatte ihre Erlaubnis gegeben, dass die Peschmerga vom Nordirak aus über türkisches Staatsgebiet nach Kobane verlegt werden dürfen. Sie tut sich jedoch mit jeder Hilfe für die kurdischen Volksschutzeinheiten dort schwer, da diese mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden sind. Die PKK ist in der Türkei als Terrororganisation verboten.
Der IS belagert die vor allem von Kurden bewohnte Stadt seit mehreren Wochen. Die meisten Zivilisten sind aus der Stadt geflohen. Nur noch wenige Tausend kurdische Kämpfer sollen die Stadt gegen den IS verteidigen. Ein Sieg in Kobane wäre für die Terror-Miliz militärisch, vor allem aber auch symbolisch ein grosser Erfolg, da selbst US-Luftangriffe sie nicht hätten aufhalten können.