Hand aufs Herz: Kennen Sie den Regierungspräsidenten (ohne googeln!) von Appenzell-Innerrhoden? Es ist Roland Dähler, regierender Landammann, parteilos. Und Achtung, Spoiler: Nur weil man nicht so bekannt ist und eine kleine Region repräsentiert, heisst das nicht, dass man nicht plötzlich ins Rampenlicht katapultiert werden kann.
Darum jetzt ins Saarland: Googeln müssen die allermeisten Deutschen auch den bisherigen Ministerpräsidenten des Saarlandes, Tobias Hans. Wobei seine Google-Zahlen in nächster Zeit massiv zurückgehen werden – denn er hat sein Ministerpräsidenten-Amt heute verloren. An die Sozialdemokratin Anke Rehlinger. Die heute einen grossen Sieg eingefahren hat. Ein Triumph für die Partei des Kanzlers, die SPD. Jetzt wird gegoogelt: Wer ist die Frau, welche die CDU im Saarland nach sagenhaften 23 Jahren aus der Regierung geworfen hat?
Anke Rehlinger, die neue Ministerpräsidentin des Saarlands, entfaltet Wirkung weit über das Saarland hinaus. Da spielt die Grösse ihrer Heimat keine Rolle mehr. Wer politische Verantwortung übernimmt, kann über sich hinauswachsen. Und Bedeutung bekommen.
Sieg als wichtige Stütze für Kanzler Scholz
Denn wie in der Schweiz die kleinen Kantone im Ständerat spielen in Deutschland die kleinen Bundesländer ihre Trümpfe im Bundesrat, der Länderkammer. Hier braucht die Regierung in Berlin Mehrheiten für neue Gesetze, politische Vorhaben. Im Bundesrat haben auch die kleinen Länder eine wichtige Stimme, sie können mitreden, es braucht sie. Für eine austarierte und faire Demokratie ist das wichtig. Ein Sieg im Saarland hat also Gewicht, macht das Land zu einer wichtigen Stütze für Scholz, schafft Mehrheiten.
Und immer wieder haben Wahlresultate in kleinen Bundesländern Signalwirkung auf folgende Urnengänge in grösseren Ländern. So wird im Mai gleich zweimal gewählt, in Schleswig-Holstein und eine Woche später, am 15. Mai, in Nordrhein-Westfalen. NRW ist eine innenpolitische Grossmacht, wer hier gewinnt, der ist wer – und sendet wichtige Macht-Signale nach Berlin.
In NRW und Schleswig-Holstein sind CDU-Ministerpräsidenten im Amt, auch hier will die SPD angreifen. Die Voraussetzungen sind etwas anders, aber die SPD von Kanzler Scholz wird den Schub aus dem Saarland vor allem in Nordrhein-Westfalen mitnehmen wollen. Es ist wie immer im Leben auch eine Frage der Psychologie. Scholz hat ein Momentum, die CDU kommt – zumindest heute – aus der Verlierer-Rolle nicht hinaus.
Mal sehen, wie die Google-Rankings nach den nächsten Landtagswahlen aussehen. Und wenn Sie mehr über Herrn Dähler aus Appenzell-Innerrhoden wissen wollen: Googeln Sie mal!