Für die politisch Interessierten ist es viel spannender als der sonntäglich «Tatort». Medien und Politik rätselten am Sonntagabend, wer Kanzlerkandidat der Union werden wird. Die Medien sehen beim CDU-Vorsitzenden Armin Laschet leichte Vorteile. Die Umfragen sprechen für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.
In der CDU heisst es, Armin Laschet wäre der bessere Kanzler, Markus Söder aber vielleicht der bessere Kanzlerkandidat, das bessere Zugpferd im Wahlkampf. Gut möglich, dass das Duell noch gar nicht entschieden ist, sondern in Sondierungsgesprächen in der Nacht auf Montag erst die definitiven Meinungen gemacht werden.
Die wichtigste Sitzung der CDU
Das Parteipräsidium der CDU wird am Montag in Präsenz tagen und bereits am Sonntagabend in informeller Runde, angeblich auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Stimmung ausloten. Armin Laschet braucht eine klare Unterstützung des Präsidiums am Montag, um trotz schlechter Umfragewerte als Kanzlerkandidat antreten zu können. Erhält er sie, hat die kleinere CSU keine Chance. Erhält er sie nicht, ist der Weg für Markus Söder frei.
Das aber hätte Langzeitfolgen über die Kandidatenfrage hinaus. Der frisch gewählte CDU-Parteichef wäre desavouiert, nachdem schon die letzte Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ein Jahr lang eine «lame duck» war.
Die eingespielte Rollenverteilung zwischen CDU und CSU würde nicht mehr funktionieren. Ein CSU-Kanzler hätte in einer Bundesregierung nur die kleinste Partei hinter sich. Und die Stärke der CSU in Bayern speiste sich immer auch aus ihrem Selbstverständnis als Korrektiv zu Berlin und Anwalt der Bayern, also als «Opposition» in der Regierung. Das wäre bei einem CSU-Kanzler nicht mehr möglich.
Wer ist besser für die Zeit nach Corona?
Während der Pandemie konnte sich Markus Söder besser verkaufen als Armin Laschet, der im Gegenzug als Politiker gilt, der die verschiedensten Lager integrieren kann. Und ab Spätsommer dieses Jahres werde nicht mehr die Pandemie, sondern die Bewältigung ihrer wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und internationalen Folgen im Zentrum stehen, prognostizieren die Strategen der CDU. Also nicht das Thema, mit dem Markus Söder gepunktet hat.
Will die Union den besseren Kandidaten oder den besseren Kanzler? Das ist das Dilemma der Union. Frühestens am Montag, spätestens in etwa zehn Tagen wissen wir die Antwort.