Wöchentlich erreichen Menschen auf illegalen Wegen Grossbritannien. Die Zahl der Menschen, die illegal ohne Aufenthaltsbewilligung im Vereinigten Königreich lebt, wird auf 300'000 bis 900'000 geschätzt. Diese drohen Opfer von Ausbeutung zu werden.
Der grausige Fund vorgestern in Essex erinnert auch an den grausigen Fund im Jahr 2000, als in der Nähe von Dover in einem Lastwagen 58 tote Chinesen gefunden wurden. Die illegalen Einwanderer sind schutzlos und können rasch Opfer von Ausbeutung werden, besonders in Grossbritannien. Es ist ein beliebtes Zielland für Menschenhändler und moderne Sklaverei ein zunehmendes Problem.
Sklaverei in verschiedenen Branchen
China gehört nebst Albanien und Vietnam zu den Hauptherkunftsländern solcher sogenannter modernen Sklaven. Die Formen der modernen Sklaverei sind im Alltag nicht leicht zu erkennen. Sie arbeiten etwa auf Baustellen, in Autowaschanlagen, in der Landwirtschaft, in Nagelstudios, in sogenannten Massagesalons oder als Hausangestellte.
Frauen sind besonders häufig auch Opfer von sexueller Ausbeutung. Im Juli hat die Organisation «Woman for Refugee Woman» einen Report publiziert, der die Situation von chinesischen Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden, thematisiert. Die Zahl solcher Opfer, die von der Polizei registriert werden, erreichte im Jahr 2018 420 Fälle – eine Verdopplung im Vergleich zu 2016.
Falsche Versprechen locken die Opfer
Die Zunahme wird auch auf vermehrte Razzien in Bordellen und Massagesalons zurückgeführt. Als typisches Beispiel, wird die Geschichte einer Frau aufgeführt, die von ihrem Mann in China gezwungen wurde, im Ausland zu arbeiten, um Schulden zu begleichen. Menschenhändler brachten die Frau nach Grossbritannien. Erst dort realisiert sie, dass sie nicht als Hausangestellte arbeiten sollte, sondern als Prostituierte.
Im Sommer machte ein Fall Schlagzeilen, bei dem eine Bande von Menschenhändlern mehrere hundert Menschen aus Polen mit falschen Versprechen nach Grossbritannien gelockt hatten. Die polnischen Opfer hatten Vorstrafen oder waren obdachlos. Die Vorstellung, in England viel Geld zu verdienen, klang vielversprechend. Einmal in Grossbritannien angekommen, nahm man ihnen die Pässe weg. Via Subunternehmen landeten sie am Ende auf Feldern als Erntehelfer, die Bandenmitglieder zogen ihre Löhne ein. Wer Fragen stellte, musste mit Schlägen rechnen. Aus Angst und ohne die nötigen Sprachkenntnisse trauen sich Opfer nicht, sich bei der Polizei zu melden.
Sklaven müssen gefährliche Jobs übernehmen
Eine andere Gefahr ist, dass solche Menschen für Hungerlöhne gefährliche Arbeiten erledigen und so ihr Leben riskieren. Im Jahre 2004 ertranken in Lancashire in der Bucht Morecambe Bay 21 Chinesen. Sie sollten dort Herzmuscheln suchen. Die hereinbrechende Flut überraschte sie und sie ertranken. Später stellte sich heraus: Die Chinesen waren mit einem Container via Liverpool ins Land gekommen – eine kriminelle Organisation vor Ort hatte ihnen diese Arbeit zugeteilt.
Aus der Not heraus oder mit der Hoffnung auf ein besseres Leben geraten Menschen in die Fänge von Menschenhändlern oder wagen selber die gefährliche Reise in westliche Länder. Kriminelle Organisationen in Grossbritannien nutzen die Zwangslage der Migranten aus. Der Fund in Essex wirft ein Schlaglicht auf die grosse Not. Die Aussagen von Premier Boris Johnson «Menschenhandel muss rigoros verfolgt und bestraft werden» lässt hoffen, dass die Briten künftig mehr unternehmen, das Ganze vehementer anzugehen.