Erst vergangene Woche wurde das Todesurteil gegen den ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi aufgehoben, nun auch die lebenslange Haftstrafe. Laut Astrid Frefel, Korrespondentin des «Tages-Anzeigers» bleibt Mursi aber in Haft. Er wurde bereits rechtskräftig zu einer Gefängnisstrafe von 25 Jahren verurteilt.
Verurteilt wurde er dabei wegen Anstiftung zur Gewalt. Auslöser waren Demonstrationen vor dem Präsidentenpalast im Dezember 2012 bei denen es mehrere Tote gegeben hatte.
Dennoch soll der Prozess soll neu aufgerollt werden. Dem 65-Jährigen werden weitere Straftaten vorgeworfen. Unter anderem Spionage und Geheimnisverrat, sowie Gefängnisausbruch.
Die Staatsanwaltschaft wirft Mursi vor, er habe während der Arabischen Aufstände 2011 gemeinsam mit der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah eine Flucht aus der Haftanstalt organisiert. Eine andere Version lautet allerdings, Mursi sei nach dem Abzug der Wachen während der turbulenten Tage, die zum Sturz des damaligen Herrschers Husni Mubarak führten, einfach aus dem Gefängnis hinausspaziert.
Die Richter folgten mit ihrer Entscheidung dem Einspruch von Mursis Anwälten. Sie hatten argumentiert, dass das im Mai 2015 verkündete Urteil auf mangelhaften Beweisen beruhe.
Die Vorgeschichte
- Juni 2012: Nach dem Sturz Mubaraks hatte Mursi als Kandidat der islamistischen Muslimbruderschaft die Präsidentenwahl gewonnen und wurde damit das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt des Landes.
- Juli 2013: Nach Massenprotesten gegen Mursis autoritäre Herrschaft wurde er vom Militär gestürzt. Die Bruderschaft wurde später verboten und zur Terrororganisation erklärt.
- Juni 2014: Machtübernahme von Abdel Fattah al-Sisi. Der Oberbefehlshaber der ägyptischen Armee wird zum Präsidenten gewählt. Tausende Muslimbrüder wurden verhaftet und in Massenprozessen zum Teil zum Tode verurteilt. Es wurden jedoch nur vergleichsweise wenige der Urteile vollstreckt.