Die chinesische Provinz Hubei kehrt langsam wieder zur Normalität zurück. Die Lokalregierung hat angekündigt, dass erste Beschränkungen morgen um Mitternacht aufgehoben würden. Die Provinzhauptstadt Wuhan, wo die Corona-Epidemie ihren Anfang nahm, wird voraussichtlich am 8. April wieder geöffnet. Laut Korrespondent Martin Aldrovandi gilt die Öffnung aber nicht für alle.
SRF News: Fast zwei Monate war die Provinz Hubei von der Aussenwelt abgeriegelt. Für wen wird sie nun genau geöffnet?
Martin Aldrovandi: Nur Bewohner, die nicht positiv auf das Virus getestet wurden, dürfen die Provinz verlassen. Sie müssen zudem ein grünes Signal auf einer bestimmten Smartphone-App haben. Die Software erfasst persönliche Daten wie Reise- und Bewegungsinformationen und auch, ob jemand zum Beispiel mit einer infizierten Person Kontakt hatte. Wenn die App nicht grün, sondern gelb oder rot anzeigt, so darf die Person die Provinz nicht verlassen. Die Bewohner von Wuhan müssen noch warten bis zum 8. April.
Die Menschen können aus der Provinz Hubei ausreisen, aber dürfen sie auch wieder in andere chinesische Provinzen einreisen?
Das ist eine gute Frage. Verschiedene Provinzen und Städte haben eigene Vorschriften, zum Teil sogar hat jede Siedlung in einer Stadt oder jedes Geschäftsgebäude wieder eigene Regeln. Ein Bekannter von mir wollte zum Beispiel vor ein paar Tagen von der Nachbarprovinz nach Schanghai zurückreisen. Das war sehr kompliziert. Er ist fast nicht mehr reingekommen.
Es ist also gar nicht so einfach, überhaupt innerhalb von China herumzureisen.
Wer zum Beispiel nach Peking will, der muss sowieso 14 Tage in Quarantäne gehen, bevor er von aussen in die Stadt hineingehen kann. Das gilt auch für die Leute, die Hubei verlassen dürfen, wenn sie woanders hingehen wollen. Es ist also gar nicht so einfach, überhaupt innerhalb von China herumzureisen.
Die Industrie wird bereits wieder hochgefahren, nun werden die Reisebestimmungen gelockert. Wie lange dauert es noch, bis Normalität einkehrt?
Schon noch eine Weile. Aber klar, wichtige Betriebe sollen zuerst starten, beziehungsweise diese haben auch schon angefangen, wieder zu arbeiten. Zum Beispiel solche, die für die Versorgung wichtig sind. Aber was ganz wichtig ist: Die Schulen und die Universitäten sind weiterhin geschlossen. Von einer Normalität wie vor der Krise kann man sicher noch nicht reden.
Hintergrund der Lockerungen sind die offiziellen Zahlen, wonach es in Hubei vergangene Woche keine neuen Ansteckungen mehr gegeben hat. Heute hiess es, in China habe es wieder neue Infizierte gegeben. Muss man also doch mit einem erneuten Anstieg der Coronafälle rechnen?
Die chinesischen Behörden versuchen, diese Beschränkungen nach und nach zu lockern, bleiben aber sehr vorsichtig. Es gibt weiterhin Temperaturkontrollen vor Gebäuden. Die Leute werden via Smartphone überwacht. Und diese Fallzunahme kommt – zumindest offiziell – hauptsächlich vom Ausland. Das heisst, wer jetzt einreisen will, der muss sich als Passagier nach der Landung auf das Virus testen lassen und kommt dann zwei Wochen in Quarantäne.
Das Gespräch führte Brigitte Kramer.