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Wo steht die Welt beim Klimaschutz?
Aus Echo der Zeit vom 26.10.2021. Bild: Imago
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Lücke beim Klimaschutz Netto-Null-Versprechen ist gut, die UNO will aber Taten sehen

Der Titel des neusten Berichts des Umweltprogramms der UNO (Unep) ist nicht zufällig gewählt: «The Heat is On» – etwa «Es wird schon heiss» steht über dem sogenannten Emissions-Gap-Report 2021. Tatsächlich hat sich die Erde bereits um rund 1.2 Grad erwärmt im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Das Ziel des Pariser Abkommens ist es, diese Erwärmung auf unter 2 Grad, wenn möglich auf 1.5 Grad zu begrenzen.

Das Umweltprogramm hat nun die Lücke gemessen zwischen dem, was nötig wäre und dem, was aktuell geplant ist in Sachen Klimaschutz rund um die Welt. Das Resultat: Die aktuellen Klimaversprechen der Länder führen zu einer Erwärmung von rund 2.7 Grad bis Ende des Jahrtausends.

Ein Fortschritt, aber immer noch zu viel

Das ist ein Fortschritt: Noch vor wenigen Jahren steuerte die Welt ungebremst auf 4 bis 6 Erwärmung zu. Aber 2.7 Grad ist nach wie vor deutlich zu viel. Die Extremwetterereignisse der letzten Monate haben gezeigt, welch drastischen Folgen der Klimawandel haben kann – und dies bei einer Erwärmung von bisher «erst» 1.2 Grad im globalen Durchschnitt.

Vor diesem Hintergrund ist es ernüchternd, dass nur gut 120 Länder der Verpflichtung aus dem Pariser Abkommen nachgekommen sind und ihr Klimaziel verschärft haben, davon nur eine ganz kleine Zahl in genügendem Umfang. Die Staatengemeinschaft ist definitiv nicht auf Kurs in Sachen Klimaschutz. Dabei tickt die Uhr.

Noch steigen die Emissionen weltweit – nach einem pandemiebedingten Taucher – weiter an. Bis 2030 würden sie laut den Berechnungen des Unep um 7.5 Prozent sinken. Nötig wäre aber eine Reduktion um 55 Prozent, wenn das 1.5-Grad-Ziel überhaupt noch erreichbar bleiben soll.

Die Krux mit den konkreten Massnahmen

Diese relativ kurzfristigen nationalen Klimaziele bis 2030 sind das Eine. Die Ankündigungen, dass man bis irgendwann in der Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden wolle, etwas anderes.

Solche Versprechen haben in letzter Zeit eine ganze Reihe von Staaten abgegeben: Zu China kam erst am Montag Saudi-Arabien hinzu und am Dienstag Australien; Länder, die zu den ganz grossen Treibhausgas-Emittenten gehören und sich bisher nicht als Pioniere in Sachen Klimaschutz hervorgetan haben.

Völlig offen bleibt in den meisten Fällen – auch im Fall der Schweiz übrigens –, wie das Netto-Null-Ziel konkret erreicht werden soll. Kurzfristige Massnahmen haben es politisch meist schwieriger als langfristige Ziele. Das hat die Abstimmung zum CO2-Gesetz gezeigt.

Trotzdem hat das Unep schon mal berechnet, dass die Staatengemeinschaft die Erderwärmung um weitere 0.5 Grad reduzieren könnte, auf 2.2 Grad bis Ende des Jahrhunderts.

Wird die Klimakonferenz in Glasgow zum Wendepunkt? Wird sie zu dem Moment, ab dem der Klimaschutz weltweit so ambitioniert wird, dass sich die Lücke schliesst – zwischen dem, was nötig wäre, und dem, was getan wird? Die Möglichkeit besteht. Es ist vielleicht die letzte.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

Echo der Zeit, 26.10.2021, 18:00 Uhr

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