Mit Christophe Castaner hat Präsident Emmanuel Macron einen seiner engsten Vertrauten zum neuen Innenminister gemacht. Castaner galt seit dem Rücktritt Gérard Collombs als einer der Kronfavoriten. Weil kaum jemand sonst einen ähnlich guten Zugang zum Präsidenten habe, hiess es.
Dies war freilich schon bei Gérard Collomb so. Mit dem Unterschied, dass der neue Innenminister zur gleichen Generation gehört wie der Präsident.
Christophe Castaners Beförderung zeigt auch, wie klein das Personalreservoir im System Macron derzeit ist. Sie stopft ein Loch und reisst ein neues. Denn Castaner muss nun seinen Posten in Macrons Partei «La République en Marche» abgeben. Eigentlich hätte er sie in den Europawahlkampf führen sollen.
Regierung breiter abgestützt
Emmanuel Macron hat den Rücktritt von Innenminister Collomb zu einer ersten grösseren Regierungsumbildung genutzt. Er hat das Gewicht zwischen Politikern und Fachministern neu austariert und seine politische Basis gezielt verbreitert.
Kulturministerin Françoise Nyssen muss gehen. Die ehemalige Verlegerin wird durch einen Politprofi ersetzt – durch Franck Riester, ein ehemaliger Republikaner, der Macron als sogenannter «Konstruktiver» bisher im Parlament unterstützte.
Auch die Zentrumspartei MoDem (Mouvement démocrate) ist in der neuen Regierung wieder besser vertreten. Ihre Führung hatte sich in den vergangenen Monaten zunehmend beklagt, dass sie von Macron zu wenig berücksichtigt werde.
Macron braucht die Zentrumspolitiker und die europafreundlichen Gruppen im rechten Parteispektrum vor allem im Hinblick auf die Europawahlen im nächsten Jahr. Denn er hat die Europawahl zur Entscheidung über unterschiedliche Visionen von Europa gekürt.
Diesen Kampf muss Macron zuerst in Frankreich gewinnen. Die neue, politisch breiter abgestützte Regierung soll ihm dabei helfen, aus dem Tief in den Meinungsumfragen zu kommen, in das er seit Beginn der Sommerferien getaucht ist.