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Mammutprozess gegen die 'Ndrangheta
Aus Echo der Zeit vom 20.11.2023. Bild: Keystone/Valeria Ferraro/LaPresse via AP
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Mafia-Prozess in Kalabrien Die gesamte Gesellschaft ist von der 'Ndrangheta infiziert

Es war der grösste Prozess gegen die Mafia seit über 30 Jahren, seit die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino gegen die Cosa Nostra in Sizilien vorgingen. Heute hat ein Gericht in Kalabrien in einem weiteren Mammutverfahren gegen die ‘Ndrangheta, die Mafia aus Kalabrien, Hunderte von Angeklagte zu Tausenden von Jahren verurteilt.

Es sind beeindruckende Zahlen: Von 338 Angeklagten wurden 316 zu insgesamt 4744 Jahren Gefängnis verurteilt. Noch beeindruckender aber ist die Liste der Verurteilten. Das waren zum Beispiel ein ehemaliger Parlamentarier der Forza Italia, ein Oberst der Carabinieri, ein Offizier der Guardia di Finanza, der Finanzpolizei, ein Bürgermeister, ein Vertreter aus einem Regionalparlament, ja sogar ein Richter – und so weiter. Die Urteile reichen bis zu 30 Jahren Gefängnis. Und es waren nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die verurteilt wurden, denn auch sie spielen bei der 'Ndrangheta eine Rolle.

Zweistellige Milliardenumsätze mit Drogen

Diese Zahlen zeigen, wie erfolgreich die Ermittlungen und der Prozess waren. Aber sie zeigen noch mehr, wie sehr die gesamte Gesellschaft und ihre Institutionen in Kalabrien von der 'Ndrangheta infiziert sind.

Ja, Kalabrien ist die ärmste Region Italiens, das sagt aber nichts über die 'Ndrangheta selbst aus. Sie macht jährlich schätzungsweise zweistellige Milliardenumsätze mit Drogen, vor allem Kokain, mit Prostitution, dem Schleppergeschäft, in der Baubranche, im Gesundheitswesen. Sie ist nicht nur die mächtigste Mafia Italiens, sondern eines der erfolgreichsten Netzwerke der organisierten Kriminalität weltweit: in Lateinamerika, Australien und in Europa, zum Beispiel in der Schweiz, Deutschland oder Spanien. Sie gehört umsatzmässig zu den grossen multinationalen Unternehmen Italiens.

Eine von vielen Schlachten

Diese Fakten machen klar: Die Richter haben zwar eine Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg gegen die Mafia. Die Justiz kann diesen Krieg gar nicht alleine gewinnen. Der gesamte Staat ist gefordert. Kalabrien ist wie gesagt die ärmste Region Italiens: Gute Schulen beispielsweise würden Alternativen zu kriminellen Karrieren eröffnen. Korruption in den staatlichen Institutionen lähmt eine Gesellschaft. 

Was bedeutet das Urteil international? Die Mafia ist eben nicht bloss ein italienisches Phänomen, umso mehr als die italienische Justiz wirkungsvolle Instrumente zur Bekämpfung der Mafia hat, beispielsweise wenn es darum geht, Liegenschaften zu beschlagnahmen. Die Schweizer Justiz wiederum ist vor allem dann gefordert, wenn die 'Ndrangheta versucht, die illegalen Milliarden in der Schweiz zu waschen.

Echo der Zeit, 20.11.2023, 18 Uhr

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