Über 14 Millionen Kinder kamen letztes Jahr in China zur Welt. Das mag nach viel klingen, doch in China schockiert diese Zahl. Das Land verzeichnet damit die tiefste Geburtenrate seit 70 Jahren. Dabei sei alles noch viel schlimmer, sagt der chinesische Demografie-Experte Yi Fuxian: «In Wirklichkeit werden es sogar nur zehn Millionen Geburten gewesen sein. Offiziell sagen sie 14 Millionen, aber das stimmt nicht.»
Yi Fuxian forscht an der Wisconsin Madison Universität in den USA, denn in China ist seine Kritik an der offiziellen Geburtenstatistik nicht erwünscht. «Die Lokalregierungen und Schulen in abgelegenen Provinzen wie Yunnan wollen mehr finanzielle Unterstützung von der Zentralregierung in Peking und registrieren mehr Kinder als sie eigentlich haben», sagt Yi Fuxian.
Bevölkerungszahl um 100 Millionen zu hoch?
Dies sei seit Jahren der Fall. Yi schätzt, dass Chinas offizielle Bevölkerungszahl um mehr als 100 Millionen Menschen zu hoch angegeben wird.
Die Ein-Kind-Politik ist längst aufgehoben. Jetzt sind zwei Kinder von der Regierung sogar offiziell erwünscht, doch die chinesische Bevölkerung will nicht mehr. Man habe sich längst daran gewöhnt, nur ein Kind zu haben, sagt Yi. «Die Ein-Kind-Politik hat ein ganzes Land verändert.»
Die Überalterung der Gesellschaft werde China härter treffen als etwa Japan oder westliche Industrieländer, ist er überzeugt.
Ich gehe davon aus, dass zwischen 2030 und 2035 Chinas Wirtschaftswachstum sogar tiefer sein wird, als jenes der USA.
Bevor China wirtschaftlich aufholen könne, drohten dem Land die Arbeiter auszugehen. «Ich gehe davon aus, dass Chinas Wirtschaftswachstum zwischen 2030 und 2035 sogar tiefer sein wird als jenes der USA», prognostiziert Demografie-Experte Yi. Das heisst, dass Chinas Volkswirtschaft jene der USA nie überholen wird.