Auf den Malediven wird die Lage heikel. Präsident Abdulla Yameen hat den Ausnahmezustand verhängt und der frühere Präsident Abdul Gayoom wurde festgenommen. Wie die Situation im Moment aussieht, schildert SRF-Korrespondent Thomas Gutersohn.
SRF News: Wie ist es zu dieser verworrenen Situation auf den Malediven gekommen?
Thomas Gutersohn: Der Grund ist ein Urteil des obersten Gerichtshofes, das die Freilassung und Rehabilitierung mehrerer Oppositionspolitiker anordnete, unter anderem die Freilassung von Mohammed Nasheed. Er ist die dritte und wahrscheinlich zentrale Person in dieser Geschichte.
Mohammed Nasheed war 2008 demokratisch zum Präsidenten der Malediven gewählt worden.
Nasheed war 2008 demokratisch zum Präsidenten der Malediven gewählt worden. Die Regierung unter Yameen weigert sich nun aber, dieses Urteil umzusetzen und das hat zu den Ausschreitungen in Malé geführt.
Weshalb weigert sich der amtierende Präsident, das Urteil umzusetzen?
Zynisch könnte man sagen, dass der Wahlkampf auf den Malediven begonnen hat. Präsident Yameen fürchtet sich offenbar vor echten Wahlen, wie sie durch dieses Gericht möglich gemacht worden wären. Er klammert sich mit aller Kraft an die Macht und hat den Ausnahmezustand erlassen, um mögliche Kontrahenten, und vor allem Mohammed Nasheed zu verhindern. Nasheed lebt zurzeit im Ausland.
Es kam in den letzten Tagen immer wieder zu Ausschreitungen. Wie ist die Situation jetzt?
Man muss zwischen der Hauptstadt Malé und den Inseln unterscheiden. In der Hauptstadt ist die Stimmung sicherlich gedrückt. Demonstrationen werden mit harter Hand beantwortet.
In der Hauptstadt ist die Stimmung sicherlich gedrückt. Auf den Inseln, dort, wo die Touristen sind, wird man nichts davon mitbekommen.
Es wird wahrscheinlich wieder zu Inhaftierungen und Gewalt kommen. Auf den Inseln, dort wo die Touristen sind, wird man nichts davon mitbekommen. Die Hauptstadt ist quasi isoliert vom Inselparadies Malediven.
Das Gespräch führte Hans Ineichen.