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Malta gerät als Steuerparadies ins Scheinwerferlicht
Aus Audio Aktuell SRF 3 vom 20.05.2017.
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Malta Files Dubiose Steuerpraktiken europäischer Konzerne auf Malta

Gemäss «Spiegel» sind oder waren Firmen wie BMW und die Deutsche Bank mit Tochterfirmen auf der Insel vertreten.

  • Zahlreiche europäische Konzerne nutzen in grossem Stil Tochterfirmen auf Malta, um ihre Steuern in ihrer Heimat zu drücken.
  • Das geht aus tausenden Dokumenten hervor, die das Nachrichtenmagazin «Spiegel» gemeinsam mit seinen zwölf Partnern vom Recherchenetzwerk European Investigative Collaboration (EIC) ausgewertet hat.

Dem EIC waren in den vergangenen Monaten zwei Datensätze, die sogenannten Malta Files, zugespielt worden. Die Papiere erlauben laut «Spiegel» einen tiefen Einblick in das maltesische System von Firmengründungen und legen die Inhaber dortiger Firmen offen.

Gemäss «Spiegel» sind oder waren Dax-Konzerne wie BMW, BASF, die Deutsche Bank, Puma, Merck und Grossunternehmen wie Bosch, K+S oder Rheinmetall mit Tochterfirmen auf der Insel vertreten. Allein die Lufthansa unterhält laut «Spiegel» 18 Tochterfirmen auf Malta – darunter auch ihre Pensionskasse.

Auf Malta anfallende Gewinne müssen ausländische Unternehmen lediglich mit rund fünf Prozent versteuern. Allerdings nur, wenn die Unternehmen auf der Insel auch wirklich Geschäfte machen.

Laut «Spiegel» lassen die Recherchen jedoch Zweifel aufkommen, ob tatsächlich alle Malta-Töchter deutscher Konzerne dort auch operativ tätig sind. Die betroffenen Unternehmen erklärten dem Magazin, ihre Geschäfte auf Malta seien legal, die maltesischen Töchter dem deutschen Fiskus bekannt.

«Ganze Armee von Steuermigranten»

Nach Angaben des französischen Enthüllungsportals «Mediapart» entzieht die rund 430'000 Einwohner zählende Insel den anderen Staaten der EU jährliche Steuereinnahmen in Höhe von zwei Milliarden Euro.

Die Veröffentlichungen ermöglichten einen Blick «hinter die Kulissen eines wenig bekannten Steuerparadieses, das bis zum 30. Juni noch die EU-Ratspräsidentschaft innehat». Die Untersuchungen zu «Steuerflucht, Geldwäscherei und Korruption» basierten demnach auf der «vollständigen Liste» aller Inhaber der 53'247 auf Malta registrierten Firmen.

Nach Angaben der italienischen Zeitung «L'Espresso» stehen allein 8000 der Firmen unter italienischer Kontrolle. Viele Unternehmer seien dort ganz legal tätig, schreibt das Blatt. Doch daneben gebe es eine «ganze Armee von Steueremigranten» der Luxusklasse, darunter Politiker, Manager, Industrielle, Banker, Vertreter der Unterhaltungsbranche sowie «zahlreiche Leute mit Verbindungen zu Mafia-Clans».

«Mediapart» berichtet von «grossen Unternehmenschefs» in Frankreich, multinationalen Konzernen wie «Bouygues, Total, BASF und Ikea» sowie von Banken wie «Reyl und JP Morgan».

Vorwürfe zurückgewiesen

Malta hat während seiner EU-Ratspräsidentschaft bislang alle Steuerprivilegien der Insel gegen Angriffe aus dem EU-Parlament und anderer Mitgliedsstaaten erfolgreich verteidigt. Vorwürfe des nordrhein-westfälischen Finanzministers Norbert Walter-Borjans, Malta sei das «Panama Europas», wies es vehement zurück.

Sein Land habe nichts zu verbergen, erklärte dazu Maltas Finanzminister Edward Scicluna. Ein Sprecher des Ministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP zu den neuerlichen Enthüllungen, es gebe den bisherigen Erklärungen «nichts mehr hinzuzufügen».

Viele Vertreter Maltas sehen hinter den jüngsten Enthüllungen eine Verleumdungskampagne Deutschlands und Luxemburgs im Rahmen ihres Wettbewerbs um die Ansiedlung britischer Firmen nach dem Brexit.

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