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International «Man muss von einem politisch motivierten Mord sprechen»

Einer der bekanntesten Oppositionspolitiker, Boris Nemzow, ist in Moskau vor den Augen der Öffentlichkeit erschossen worden. Was der jüngste Auftragsmord für Russland bedeutet, erklärt SRF-Korrespondent Peter Gysling.

SRF News: Was weiss man über den Tathergang?

Peter Gysling

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Peter Gysling arbeitet seit 1980 als Journalist für SRF. Während des Mauerfalls war er Korrespondent in Deutschland. Von 1990 bis 2004 und erneut seit 2008 ist er Korrespondent in Moskau.

Peter Gysling: Ja man weiss, dass Boris Nemzow aus einem weissen Fahrzeug erschossen wurde. Das kann erstaunlicherweise auch ein russischer Fernsehkanal mit Bildern dokumentieren. Angehörige von Nemzow aber auch die Ermittlungsbehörden gehen von einem Auftragsmord aus. Man muss sicher von einem politisch motivierten Mord sprechen.

Was ist bekannt über die Hintergründe diese Auftragsmordes?

Nemzow war in Russland der wohl bekannteste Oppositionspolitiker. Furchtlos hat Nemzow in den letzten Jahren die Korruption unter Putins Regime kritisiert, etwa bei den Olympischen Spielen in Sotschi und jüngst eben auch die Kreml-Politik in der Ukraine. Diese Haltung ist den Machthabern und ihrem Umfeld gewiss sauer aufgestossen. Morgen Sonntag hätte Nemzow zudem auf einer vor Moskau geplanten Grossdemonstration der Opposition als Redner auftreten sollen. Wer den Mord in wessen Auftrag verübt hat, wird wohl wie in anderen Fällen hier in Russland kaum geklärt werden.

Was bedeutet der Mord von Boris Nemzow für die russische Politk?

Das ist im Moment schwer zu sagen. Einerseits ist die Bestürzung in Kreisen der Opposition gross. Diese Bestürzung könnte den Oppositionellen natürlich auch neuen politischen Schub verleihen. Anderseits könnte es sein, dass sich die Opposition noch mehr als in den letzten paar Monaten frustriert, aber auch verängstigt zurückzieht.

Audio
Einschätzungen von SRF-Korrespondent Peter Gysling.
aus Nachrichten vom 28.02.2015.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 46 Sekunden.

In den letzten Monaten ist das Terrain für eine regelrechte Hatz auf Oppositionelle und Andersdenkende gewissermassen vorbereitet worden. Auf Grossplakaten in einem Geschäftsviertel in Moskau sind kürzlich Andersdenkende oder Oppositionelle wie die Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja oder Boris Nemzow als Teil einer fünften Kolonne – als Vaterlandsverräter – angeprangert worden. Diese Menschen gelte es zu bekämpfen, hiess es. Gleichzeitig zu den verschiedenen Repressalien des Regimes unter Wladimir Putin hat sich eben auch das innenpolitische Klima hier in Moskau zusätzlich verhärtet. Mit dem Mord an Boris Nemzow hat dieses Klima eine neue, sehr erschreckende Qualität erreicht.

Das Gespräch führte Tina Herren.

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