- In den 1950er und 1960er Jahren haben die kanadischen Behörden hunderte Schlittenhunde der indigenen Bevölkerung getötet – dafür entschuldigt sich die Regierung nun bei den Inuit.
- Ein Regierungsvertreter sprach von einer historischen Ungerechtigkeit und sagte, die kanadische Regierung akzeptiere die Verantwortung für ihre Rolle.
- Weiter verspricht die Regierung eine Entschädigung von umgerechnet knapp 30 Millionen Franken.
«Heute hat die kanadische Regierung die Verantwortung für ihre Rolle bei einer schrecklichen historischen Ungerechtigkeit übernommen, in tiefem Bedauern und mit einer aufrichtigen Entschuldigung für den Schaden, der durch das Abschlachten der Qimmiit (Schlittenhunde) in Nunavik zugefügt wurde», sagte Gary Anandasangaree, Bundesminister für die Beziehungen zwischen Krone und indigenen Völkern.
Die ungerechtfertigte Tötung der Schlittenhunde führte zu wirtschaftlicher Unsicherheit für die Nunavik-Inuit und zum Verlust des Zugangs zu ihrem Land. Sie verursachte tiefe und dauerhafte emotionale Wunden, so die Regierung in einer Erklärung.
Tausende Schlittenhunde wurden von der Royal Canadian Mounted Police (RCMP) und anderen Behörden in Inuit-Gebieten erschossen, sagte Pita Aatami, Präsident von Makivvik, der Organisation, die die Inuit in Quebec vertritt.
Schlittenhundegespanne waren ein wesentlicher Bestandteil der Inuit-Kultur und ihrer Jagdtradition. Sie ermöglichten eine schnelle Fortbewegung in den weiten gefrorenen Landschaften im hohen Nordens Kanadas.
«Ihre Unabhängigkeit wurde ihnen genommen. Sie konnten nicht mehr auf das Land gehen und es gab keine Möglichkeit mehr zu jagen», sagte Aatami gegenüber Reuters in einem Telefoninterview. Er fügte hinzu, dass die Entschuldigung und Entschädigung längst überfällig seien.
Es war ein generationenübergreifendes Trauma und es hat mich 25 Jahre meines Lebens gekostet, um hierher zu gelangen.
Die RCMP hatte 2006 eine interne Untersuchung eingeleitet und sich selbst von jeglichem Fehlverhalten freigesprochen. Sie erklärte, die Tötungen seien im Interesse der öffentlichen Sicherheit geschehen.
Doch Aatami und andere Inuit-Führer hielten fest, die Hunde seien erschossen worden, um die überwiegend nomadisch lebenden Inuit in ihren Siedlungen zu halten. Er verglich die Tötungen mit anderen grossen Auswirkungen der Kolonisierung, wie die Umsiedlung von Familien in andere Teile Kanadas und die Zwangseinweisung der Kinder in Internatsschulen.