Es ist der erste grose Hurrikan seit 10 Jahren, der direkt auf die Küste der USA auftrifft. «Matthew» ist zuvor mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde zuvor bereits in Haiti Tod und Verwüstung hinterliess.
Der Hurrikan schöpfte auf seinem Weg in Richtung USA neue Kraft und wurde zunächst wieder auf die Stärke 4 hochgestuft – eine Stufe unter der Höchstkategorie, die er zwischenzeitlich ebenfalls erreicht hatte. Bereits die Ausläufer des Sturms, die in der Nacht auf Land trafen, entfesselten immense Kräfte.
Geht nicht an den Strand. Ihr werdet sterben!
US-Präsident Barack Obama hat wegen des Hurrikans den Notstand für Florida, South Carolina und Georgia verhängt. Damit kann leichter Geld aus Washington in diese Staaten fliessen. Ferner stehen mehrere Tausend Nationalgardisten bereit, um die Folgen des Killer-Sturms zu lindern.
In den Küstenstaaten Florida, Georgia, North und South Carolina sind mehr als drei Millionen Menschen aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Es ist die umfassendste Zwangsevakuierung ins Landesinnere seit dem schweren Sturm «Sandy» im Jahr 2012.
Schwere Zerstörungen erwartet
Insgesamt wurde für ein Gebiet mit gut elf Millionen Bewohnern eine Hurrikan-Warnung ausgegeben. In den betroffenen Staaten wurden Notunterkünfte eingerichtet. Strassen ins Landesinnere sind verstopft, Tankstellen und Geschäfte ausverkauft.
Im gesamten Bundesstaat Florida ist allein bei 600'000 Haushalten der Strom ausgefallen. Allein im Brevard County (Florida) waren am Morgen mehr als 146'000 Haushalte betroffen, wie der Energieanbieter FPL mitteilte. Auch im Hinterland fiel in einigen Gegenden der Strom aus. An der Küste kam es zu Überschwemmungen.
Experten nennen «Matthew» den möglicherweise gefährlichsten Sturm seit «Andrew», der vor 24 Jahren Florida traf. Er hatte damals schwere Verwüstungen angerichtet und 65 Menschen in den Tod gerissen.
«Jeder in unserem Staat muss darauf vorbereitet sein, dass der Hurrikan mit voller Wucht auf uns trifft», sagte der Gouverneur von Florida, Rick Scott. «Die Zerstörungen können katastrophal werden.»
Die Warnungen des Gouverneurs klingen derzeit entsprechend martialisch: «Dieser Sturm ist ein Monster», rief er in einem TV-Interview, «geht nicht an den Strand. Ihr werdet sterben.» Übertrieben ist das wohl nicht, auch wenn im Moment noch nicht feststeht, ob der Hurrikan überhaupt vollständig auf Land kommen, oder ob er wieder auf das offene Meer abdrehen wird.
«Matthew» habe die Kraft, um Wellen bis zu 5,50 Meter aufzutürmen, warnte das Hurrikanzentrum. Die von dem Sturm weggefegten Trümmer könnten eine solche Wucht erreichen, dass sie Gebäude und Fahrzeuge durchdringen.
Doch nicht nur für Mensch und Tiere wird der Sturm zu einer Prüfung. Auch für die Infrastruktur sind solche Kräfte verheerend.
Milliarden-Dollar-Infrastruktur bedroht
Trifft «Matthew» wie erwartet entlang der Atlantikküste direkt auf Florida, wird er wohl oder übel das Kennedy Space Center heimsuchen. In Amerikas Weltraumbahnhof lagert Equipment und technische Anlagen im Wert von Milliarden von Dollars.
Entsprechend hat die Nasa bereits damit begonnen, Material und Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen. 116 Angestellte haben sich innerhalb des Geländes in einen Bunker begeben. Aber nicht nur das Space Center liegt auf der Zerstörungs-Route des Sturms, sondern auch zahlreiche Flughäfen.
Bereits jetzt sind hunderte Passagierflüge in Südflorida gestrichen worden. Und die Fluggesellschaften rechnen mit einer regelrechten Kaskade von Stornierungen entlang der Sturm-Route.
Nicht alle hören auf die Warnungen
Der Flugbetrieb auf dem internationalen Flughafen in Miami wurde am Donnerstag weitgehend eingestellt. Schulen und Universitäten in Florida schlossen für den Rest der Woche, auch der Freizeitpark «Disney World» in Orlando macht bis Freitag dicht.
Die Behörden verteilen Sandsäcke, während Bewohner eilig Batterien, Transistorradios, Konserven und Trinkwasser einkaufen und ihre Wagen auftankten. US-Behördenvertreter zeigten sich unterdessen besorgt darüber, dass nicht genügend Bewohner die Evakuierungsbefehle befolgten. Denn wenn der Sturm erst mal über das Land hinwegfegt, ist an Flucht nicht mehr zu denken.