In den vergangenen Tagen waren in Europa erstmals seit dem Lockdown wieder grosse Menschenansammlungen erlaubt. Fünf Bilder, die vor einem Monat noch undenkbar gewesen wären:
Wroclaw: Sonntag, 14. Juni
In Polen ist Präsidentschaftswahlkampf. Da lässt es sich Oppositionspolitiker Rafal Trzaskowski nicht nehmen, in Wroclaw (ehemals Breslau) vor tausenden Anhängern aufzutreten. Die Wahl wurde wegen des Coronavirus im Frühjahr verschoben und findet nun am 28. Juni statt.
Polen ist bisher sehr glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen. Das Land hat 38 Millionen Einwohner – am Coronavirus erkrankt sind knapp 30'000 Menschen; gestorben sind rund 1250 Menschen.
Belgrad: Samstag, 13. Juni
Prall gefüllte Zuschauerränge, innige Umarmungen bei den Shakehands am Netz und sogar Selfies inmitten enthusiastischer Fans – Hygienemassnahmen und Mindestabstände spielen für Novak Djokovic bei seiner Adria-Tour offensichtlich keine Rolle.
«Es liegt nicht in meiner Verantwortung zu sagen, ob das wegen Corona gefährlich ist oder nicht. Wir respektieren nur das, was die serbische Regierung sagt», erklärte der Weltranglistenerste.
Serbien hat angesichts geringer werdender Fallzahlen die Corona-Bestimmungen deutlich gelockert. Der Staat erlaubt seit dem 1. Juni Sportveranstaltungen mit Zuschauern wieder, wenn zwischen den Menschen ein Sicherheitsabstand von einem Meter eingehalten wird.
Zürich: Samstag, 13. Juni
In Zürich demonstrieren mehr als 10'000 Menschen gegen Rassismus. Die Polizei fordert die Anwesenden mehrmals auf, auf die Veranstaltung zu verzichten, weil sie gemäss den Schweizer Anti-Corona-Massnahmen verboten sei.
Gegen 14:15 Uhr lenkt die Polizei dann ein. Die Demonstration wird toleriert, solange sie friedlich bleibt. Die Polizei steckt für den Umzug eine Route ab und sichert den Demonstrationszug. Bemerkenswert: Die Beamten in Zürich zeigen Verständnis für das Anliegen der Demonstrierenden.
Pristina: Freitag, 12. Juni
In der kosovarischen Hauptstadt Pristina versammeln sich zur 15-Jahre-Jubiläumsfeier der Oppositionspartei Vetëvendosje (Selbstbestimmung) tausende Anhänger auf dem zentralen Skanderbeg-Platz. Die Covid-19-Richtlinien werden dabei mehrheitlich eingehalten.
Pristina war im April wegen vielen Corona-Fällen unter Quarantäne gestellt worden – insgesamt steckten sich in Kosovo knapp 1500 Menschen mit dem Virus an, 32 Menschen starben nach offiziellen Angaben. Im ganzen Land galt während Wochen eine nächtliche Ausgangssperre. Mittlerweile erlauben die kosovarischen Behörden Ausländern wieder die Einreise – solange Reisende keine Krankheitssymptome zeigen.
Belgrad: Mittwoch, 10. Juni
25'000 Fans verfolgen in Belgrad den Cup-Halbfinal zwischen den Stadtrivalen Partizan und Roter Stern (1:0) im Stadion. Der eigentlich vorgeschriebene Sicherheitsabstand von einem Meter wird von den Fankurven nicht eingehalten.
Das Fussballspiel ist das grösste Massenereignis in dem Balkanland seit Monaten. Trotz der Lockerungen in den Stadien sind in Serbien Schulen, Theater und Kinos nach wie vor geschlossen