Gute Zeiten:
- 3. Oktober 2013: Donald Trump, damals noch Unternehmer, ist ein Fan der deutschen Bundeskanzlerin. Allgemein äussert er sich gerne über Sie und ihre Politik. Das Interesse ihrerseits an ihm ist ungleich kleiner. Trump aber schwärmt 2013: «Merkel macht einen fantastischen Job als Bundeskanzlerin, die Jugendarbeitslosigkeit ist auf einem Rekordtief und sie hat einen Budgetüberschuss.»
- 18. August 2015: In der Ukraine herrscht ein wirrer Kriegszustand. Trump kritisiert die US-Politik für ihre Zahlungen an die Regierung der Ukraine scharf. Sie seien nutzlos. Vielmehr müsse die USA es wie Deutschland und die Bundeskanzlerin machen. «Sie ist fantastisch», fügt Trump im «Time»-Magazin hinzu, «hoch respektiert».
Schlechte Zeiten:
- 20. August 2015: Zwei Tage später der Anfang vom Ende. Neben dem Krieg in der Ukraine, ist die Flüchtlingswelle aus dem Süden das Hauptthema in Europa. Deutschland verkündet an diesem Tag den Entscheid zur Aufnahme von 800'000 Flüchtlingen jährlich.
- 11. Oktober 2015: Die vermeintliche Weltoffenheit der Bundeskanzlerin – für Trump «ein Wahnsinn». Die Beziehung beginnt zu bröckeln. Deutschland werde es schon irgendwie schaffen, sagt Trump in einem Interview mit «CBS» zum Umgang mit der Flüchtlingsproblematik. Aber Deutschland werde Unruhen im Land haben. Was Merkel getan habe, sei verrückt. Enttäuscht revidiert er seine Meinung:
- 9. Dezember 2015: Die Lobeshymnen auf Merkel sind Trump ein Dorn im Auge. Die Ernennung der Bundeskanzlerin zur «Person of the Year» des renommierten «Time»- Magazins bewegt ihn, gegen die Zeitschrift zu wettern. «Ich habe euch ja gesagt, dass das ‹Time› Magazin niemals mich zur Person des Jahres gewählt hätte, obwohl ich der grosse Favorit bin. Sie wählten lieber eine Person, welche Deutschland ruiniert.»
- 6. Januar 2016: Trump nimmt Stellung zu den Übergriffen während Silvester rund um den Kölner Dom. «Deutsche sind massiven Attacken von Migranten ausgesetzt, denen man erlaubt habe, das Land zu betreten. Silvester war ein Desaster. DENK NACH!»
- 15. August 2016: Mitten im Wahlkampf um die Präsidentschaft der USA. Der Name Merkel wird in Trumps Rhetorik ein Synonym für fehlerhafte Politik. «Hillary Clinton will Amerikas Angela Merkel sein, und Sie wissen, was für eine Katastrophe diese massive Einwanderung für die Menschen in Deutschland war. Die Verbrechensrate ist auf ein Niveau gestiegen, die keiner hätte erahnen können», sagt Trump während einer Aussenpolitik-Konferenz in Youngstown, Ohio.
«Wir haben genug Probleme in unserem Land», so Trump weiter, «wir brauchen keine weiteren.»
Beziehungsstatus: Es ist kompliziert
- 29. September 2016: Radikaler Kurswechsel. Zumindest vorübergehend. In einem Interview für New England Cable News wird Trump gefragt, welchem internationalen Politiker er nacheifere. «Ich war schon immer pro-Merkel», so die überraschende Antwort. Er sei allerdings enttäuscht von ihrer Einwanderungspolitik. Da habe sie einen tragischen Fehler gemacht, so Trump. «Merkel ist wirklich eine grosse Weltführerin», lobt der sich im Wahlkampf befindende Präsidentschaftskandidat dennoch.
- 9. November 2016: Ein Tag nach der Wahl Trumps. In einem offiziellen Schreiben gratuliert Merkel zum Sieg und appelliert gleichzeitig zwischen den Zeilen an seine Vernunft: «Deutschland und Amerika sind durch Werte verbunden: Demokratie, Freiheit, den Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung. Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an. (...) Mit keinem Land ausserhalb der Europäischen Union haben wir eine tiefere Verbindung als mit den Vereinigten Staaten von Amerika.»
- 23. November 2016: Merkel meldet sich noch einmal im Rahmen der Generaldebatte im Bundestag zu Wort. Das Thema: Trumps protektionistische Politik. «Wir leben in Zeiten rasanter globaler Veränderungen. Wir haben die Möglichkeiten, Veränderungen schrittweise menschlich zu gestalten. Das setzt Offenheit voraus. Offenheit wird uns mehr Sicherheit bringen als Abschottung.»
- 16. Januar 2017: Das Gefühlschaos bei Trump hält an: «Ich hatte grossen Respekt für sie. Ich hatte das Gefühl, sie ist grossartig, eine grossartige Anführerin. Aber ich finde, sie hat einen äusserst katastrophalen Fehler gemacht, und zwar, all diese Illegalen ins Land zu lassen.» So seine Aussage in der Londoner «Times». Zur Frage, wem er mehr vertraue, Putin oder Merkel antwortet der noch zu vereidigende Präsident: