Das ist passiert: Auf dem Marktplatz in Mannheim hat am Freitagvormittag ein 25-jähriger Mann mit einem Messer sechs Menschen schwer verletzt. Auf Videos im Internet ist ein junger Mann zu sehen, der auf mehrere Menschen einsticht. Nach Angaben der islamkritischen Bewegung Pax Europa galt der Angriff ihrer Versammlung. Auf dem Video ist auch zu sehen, wie ein Polizeibeamter auf den Angreifer schiesst. Mehrere Polizisten fixieren ihn danach auf dem Boden.
Stand der Ermittlungen: Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Die oberste deutsche Anklagebehörde begründete dies mit der «besonderen Bedeutung des Falls». «Wir gehen von einer religiösen Motivation der Tat aus», sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Zuerst hatte der «Spiegel» darüber berichtet. Die Sprecherin führte aus, man vermute, dass der Mann islamkritischen Menschen ihr Recht auf freie Meinungsäusserung absprechen wollte. Der 25-Jährige war polizeilich bisher nicht bekannt.
Die Opfer: Während der Attacke hatte ein Polizist eingegriffen und einen Verletzten aus dem Gefahrenbereich gebracht. Daraufhin stach ihm der Täter mehrmals von hinten in den Kopf. Der Polizist ist am Sonntagabend gestorben. Das teilten die Staatsanwaltschaft Karlsruhe und das Landeskriminalamt am Sonntagabend mit. «Er wurde unmittelbar nach der Tat notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt, erlag aber in den späten Nachmittagsstunden seinen schweren Verletzungen».
Islamkritiker verletzt: Laut Stefanie Kizina von Pax Europa wurde bei dem Angriff auch das Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger verletzt. Er sei am Bein und im Gesicht getroffen worden, aber nicht in Lebensgefahr. Bei den übrigen fünf Verletzten handelt es sich ebenso um Angehörige von Pax Europa, die teilweise notoperiert werden mussten.
Wer ist Michael Stürzenberger? Er ist einer der führenden Köpfe von Pax Europa, die auf dem Marktplatz einen Stand aufgebaut hatte. Der 59-Jährige war einst Pressesprecher der CSU in München und trat mehrfach auf Veranstaltungen der islamfeindlichen Pegida-Bewegung in Dresden auf.
Der mutmassliche Täter: Der mutmassliche Täter lebe seit 2014 in Deutschland, erklärten Staatsanwaltschaft Karlsruhe und Landeskriminalamt Baden-Württemberg. Er sei verheiratet, habe zwei Kinder und sei in Heppenheim, Hessen, wohnhaft gewesen. Das Motiv des in Afghanistan geborenen 25-jährigen Täters ist unklar. Der Mann sei noch nicht vernehmungsfähig. Polizeilich war der Mann bisher nicht bekannt.
Das sind die Reaktionen: Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte, die Ermittlungen würden unter anderem die Hintergründe und Motive der Tat aufklären. «Wenn die Ermittlungen ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung der grossen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben.»
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich erschüttert über die Gewalttat. «Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar», schrieb der SPD-Politiker auf X. «Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie.» Der Täter müsse streng bestraft werden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich ebenfalls entrüstet. «In unserer Demokratie darf kein Platz für Gewalt sein – Gewalt zerstört Demokratie. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut», schrieb seine Sprecherin in Steinmeiers Namen auf X. Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock sagte, wer meine, irgendetwas für dieses Land zu tun, indem er jemandem ein Messer in den Körper ramme, der irre gewaltig. Hass und Hetze ist nicht zu tolerieren, egal aus welcher Richtung.»