- Bei einem Vortrag in Davos kritisiert George Soros ein soziales Punktesystem, das China für jeden seiner Bürger plane.
- Der Milliardär ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Schärfe, mit der er gegen China ausgeteilt hat, ist aber aussergewöhnlich.
- Eine Mehrheit der Chinesen begrüsst das Punktesystem allerdings, berichtet SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi.
Es ist inzwischen schon zur Tradition am Weltwirtschaftsforum in Davos geworden, dass der prominente ungarisch-amerikanische Milliardär und Philantrop George Soros zur Audienz lädt – um seine Sicht zu brisanten Themen der Zeit darzulegen. Dieses Jahr knöpfte er sich China vor – und dessen Präsidenten Xi Jinping.
Eigentlich ist Soros keiner, der in seinen Reden Optimismus versprüht. Er ist der Mahner, ein Warner. Vor den Gefahren für eine offene Gesellschaft. Für Demokratie und Menschenrechte. Also jene Werte, für die er sich einsetzt – auch mit seinen Open-Society-Stiftungen.
Grösster Feind einer offenen Gesellschaft
Gerade in China sieht er diese Werte ganz besonders in Gefahr. Das Reich der Mitte sei natürlich nicht das einzige autoritäre Regime auf der Welt, sagt der 88-Jährige – aber zweifellos das reichste, stärkste und technologisch fortschrittlichste. Das alles mache Xi Jinping zum grössten Feind einer offenen Gesellschaft. Und China zu einer Gefahr für die westliche Welt.
China, so fährt Soros fort, wolle ein soziales Punktesystem für jeden Bürger installieren – eine Datenbank, die jedes Verhalten protokolliere und bewerte. Sei dieses System erst einmal operativ, werde es Präsident Xi totale Kontrolle über sein Volk geben, warnt der Finanzexperte.
Doch Soros hofft darauf, dass sich die chinesische Bevölkerung gegen diese totale Kontrolle auflehnen wird – irgendwann.
Und noch während er spricht, veröffentlichen seine Mitarbeiter eine chinesische Übersetzung seiner Davos-Rede, die auch im Internet zu finden ist und vielleicht auch in China gelesen wird. Nur: dem Regime in Peking dürfte das kaum gefallen.