Das Wichtigste in Kürze
- Das FBI ermittelt wegen eines Milliardenkredits an Mosambik gegen die Credit Suisse.
- Das Geld, das vor zwei Jahren als Kredit von der CS und zwei weiteren Banken gesprochen wurde, sollte eigentlich für den Kauf von Patrouillenbooten und einer Thunfischflotte verwendet werden.
- Doch ein Teil des Geldes ist seither verschwunden. Fest steht: Es ging damals nicht an den Staat, sondern an drei halbstaatliche Firmen, an denen auch der Geheimdienst beteiligt ist.
Wenn Adriano Nuvunga am Hafen der mosambikanischen Hauptstadt Maputo vorbeifährt, sieht er einen Haufen Schrott. Da draussen liegen die Thunfischboote, aber sie werden nicht benutzt, sagt der Direktor vom Center for Public Integrity, einer Nichtregierungsorganisation in Mosambik, die für mehr Transparenz kämpft. Also rosten die Boote vor sich hin.
Die Thunfischflotte ist ein Mahnmal für den wohl grössten Korruptionsskandal, den Mosambik je erlebt hat. Wegen Krediten, die auch von der Credit Suisse vergeben wurden, sitzt das Land auf einem riesigen Schuldenberg. Es sei eine Geschichte von Betrug, Korruption und Verschwendung, sagt Nuvunga.
Die Folgen seien schwerwiegend, sagt der hochgewachsene Mann, der seine Worte sorgfältig wählt – auch, weil er Repressionen der Regierung fürchten muss. Sein Auto ist mehrfach von der Strasse abgedrängt worden. Seine Familie lebt aus Sicherheitsgründen inzwischen in Südafrika.
Die Verantwortlichen kamen davon
Weil die involvierten Regierungs- und Geheimdienstmitarbeiter einen Teil der Kredite vor dem Parlament und auch vor internationalen Geldgebern lange geheimhielten, stellten Geber wie der Internationale Währungsfonds (IWF) oder auch die Schweiz ihre Zahlungen an Mosambik ein, als der Skandal 2016 durch einen Medienbericht bekannt wurde. Als Folge stürzte die Währung ab, schnellten Lebensmittelpreise in die Höhe, konnte die Regierung ihre Lehrer nicht mehr bezahlen.
Die Verantwortlichen aus der Regierung seien dagegen ungeschoren davongekommen, sagt Adriano Nuvunga. Der Kämpfer für mehr Transparenz ist in diesen Tagen in die Schweiz gekommen, um herauszufinden, wer in dem Fall weiterhelfen kann. Schliesslich hat die Credit Suisse hier ihren Hauptsitz.
Spurensuche in der Schweiz
Doch bisher hat Nuvunga wenig in Erfahrung gebracht. Die Bundesanwaltschaft ist nach eigener Aussage nicht mit dem Thema befasst. Sie sieht eher die Bankenaufsicht Finma in der Pflicht, weil die Credit Suisse Sorgfaltspflichten verletzt haben könnte. Doch die Finma will sich zu dem Fall nicht äussern.
Und auch die Credit Suisse hält sich bedeckt. Auf Anfrage heisst es, die Credit Suisse sei mit Behörden in Kontakt. Darüber hinaus könne der Fall nicht kommentiert werden. Im Übrigen verfüge die Bank über klare Richtlinien und Prozesse, um bei potenziellen Neukunden eine rigorose und angemessene Sorgfaltspflichtprüfung durchzuführen, bevor eine Kundenbeziehung eröffnet werde, betont ein Sprecher.
Mindestens die amerikanische Ermittlungsbehörde FBI hat Zweifel daran: Sie hat eine Untersuchung gegen die Credit Suisse und zwei andere beteiligte Banken aufgenommen, wie das «Wall Street Journal» berichtet – wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Korruption.
Offizielles Mandat benötigt
In der Schweiz ruhen Adriano Nuvungas Hoffnungen nun auf einer anderen Nichtregierungsorganisation: dem Institute on Governance mit Sitz in Basel. Sie hat das Ziel, Korruption und Geldwäsche aufzudecken. Und könnte auch bald auf die Suche nach den verschwundenen Milliarden in Mosambik gehen. Doch dafür braucht Direktorin Gretta Fenner erst ein offizielles Mandat aus Mosambik. «Die Generalstaatsanwaltschaft ist informiert über unser Angebot, das wir ihnen zur Verfügung stehen würden.»
Wir müssen beweisen, dass das Geld krimineller Herkunft ist – und das wird sehr, sehr schwierig.
Nun sei es an der Behörde zu überlegen, welche Hilfe sie brauchen könnte. Erst dann könnte sie ein Team von Spezialisten nach Mosambik schicken, um das Geld aufzuspüren. Fenner warnt aber vor zu hohen Erwartungen. «Wir müssen immer beweisen, dass das Geld krimineller Herkunft ist – und das wird sehr, sehr schwierig.» Dennoch hofft Fenner, dass man einige hundert Millionen finden und dann nach Mosambik zurückschaffen könne.
Geduld ist gefragt
Aber alles sicher nicht. Vielleicht könnte man mit zivilrechtlichen Klagen gegen die Credit Suisse und zwei weitere beteiligte Banken noch ein bisschen mehr herausholen, meint die Schweizerin. Geduld sei gefragt. Die Rückführung gestohlener Gelder dauere üblicherweise etwa fünf bis sieben Jahre, so Fenner. «Im längsten Fall ging es auch schon 25 Jahre.»
Aber es gehe ja nicht nur um Geld, sondern auch darum zu zeigen, dass solche Geschäfte nicht einfach hingenommen würden, sagt Gretta Fenner. Immerhin: Ein kleiner Trost für Adriano Nuvunga, wenn er wieder an der rostenden Thunfischflotte im Hafen von Maputo vorbeifährt.